NVL Hypertonie (2023)

7 Medikamentöse Therapie

7.1 Hinweis zum Off-Label-Use

Die in der NVL empfohlenen Therapieoptionen sind nicht immer für alle adressierten Patient*innengruppen, Indikationen oder Dosierungen zugelassen. Empfehlungen oder Angaben, die einen möglichen Off-Label-Use beinhalten, sind in der NVL nicht gesondert gekennzeichnet. Für den jeweils aktuellen Zulassungsstatus verweist die Leitliniengruppe auf die Fachinformationen der Hersteller.

Unter "Off-Label-Use" wird der zulassungsüberschreitende Einsatz eines Arzneimittels verstanden.

Um die Wirkstoffe als Off-Label-Use in der klinischen Praxis einzusetzen, müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

  • nachgewiesene Wirksamkeit;
  • günstiges Nutzen-Risikoprofil;
  • fehlende Alternativen – Heilversuch.

Weiterhin haben die Behandelnden eine besondere Aufklärungspflicht über mögliche Konsequenzen (z. B. keine Herstellerhaftung) im Rahmen der gemeinsamen Entscheidungsfindung.

Ein "Off-Label-Use" ist dementsprechend nur bei schwerwiegenden Erkrankungen zulässig, wenn es keine Behandlungsalternative gibt. Nach dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse muss die begründete Aussicht bestehen, dass die Behandlung zu einem Erfolg führt.

7.2 Algorithmus medikamentöse Therapie der Hypertonie

Empfehlung

7-1 | e | neu 2023

Ist bei Menschen mit Hypertonie unter Berücksichtigung

  • der individuellen Therapieziele und
  • der nichtmedikamentösen Therapie

eine medikamentöse Therapie indiziert, soll der Therapie-Algorithmus (siehe Abbildung 5 sowie Tabelle 13) angewendet werden.

Starke Empfehlung

Abbildung 5: Algorithmus medikamentöse Therapie

ACEI = Angiotensin-Konversionsenzym-Hemmer (ACE-Hemmer), ARB = Angiotensin-II-Rezeptorblocker, eGFR = geschätzte glomeruläre Filtrationsrate als Abschätzung der Kreatinin-Clearance; KOF = Körperoberfläche

Ergänzend wird auf die aktuelle Version der jeweiligen Nationalen VersorgungsLeitlinien verwiesen (www.leitlinien.de).

7.2.1 Wirkstoffklassen der ersten Wahl

Tabelle 13: Wirkstoffklassen der ersten Wahl (in alphabetischer Reihenfolge)

Wirkstoffklasse

Kommentar

Häufige unerwünschte Wirkungen

Angiotensin-Konversionsenzymhemmer (ACE-Hemmer, ACEI)/
Angiotensin-II-Rezeptorblocker (ARB)

  • zu ACEI bessere Datenlage als zu ARB 29980
  • Wirksamkeit: ARB im Vergleich zu ACEI nicht statistisch signifikant unterlegen 29994
  • ARB bessere Verträglichkeit als ACEI in Bezug auf unerwünschte Wirkungen wie Husten
  • beide Wirkstoffklassen erste Wahl auch bei Komorbidität Diabetes/metabolischem Syndrom und chronischer Herzinsuffizienz
  • teratogen, kein Einsatz bei (geplanter) Schwangerschaft

Hyperkaliämie, Angioödem

Reizhusten (insbesondere ACEI)

Kalziumkanalblocker

  • gute Verträglichkeit, aber schlechtere Datenlage insgesamt (gute Datenlage für Schlaganfall) 29980
  • beste Alternative oder Kombination zu Angiotensin-II-Rezeptorblocker/ACE-Hemmer bei Diabetes/metabolischem Syndrom, da metabolisch neutral
  • Ödembildung in Kombination mit ARB oder Renin-Inhibitor verringert

Ödembildung

(insbesondere bei Dihydropyridin-Kalziumkanalblockern)

Bradykardie

(insbesondere bei Non-Dihydropyridin-Kalziumkanalblockern)

Migräne

Thiazid-artige Diuretika oder Thiazide

  • gute Wirksamkeit 29980
  • Chlortalidon und Indapamid sind stärker und länger wirksam als Hydrochlorothiazid in niedriger Dosierung (bis 25 mg/d) 31475, 31464, 31458

potenzielle Nebenwirkungen/Risiken beachten:

  • Störungen im Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt (v. a. Hypokaliämie und Hyponatriämie)
  • Adhärenzproblematik durch Diurese
  • Erhöhung der Blutglukose, der Triglycderide und des Diabetesrisikos (besonders in höheren Dosierungen)
  • Photosensibilisierung mit erhöhtem Risiko für weißen Hautkrebs als Klasseneffekt zu vermuten
RationaleRationale

Der Algorithmus (Abbildung 5) beruht auf den klinischen Einschätzungen der Leitliniengruppe sowie auf systematisch ermittelter Evidenz. Für die Wirkstoffe der ersten Wahl wurde dabei der Fokus auf die im deutschen Versorgungsalltag am häufigsten verordneten Wirkstoffgruppen gelegt (Tabelle 13). Ergänzt werden weitere Wirkstoffklassen, die nachgelagert oder zusätzlich in der Therapie Verwendung finden (Tabelle 19).

Wirkstoffklassen der ersten Wahl

Aus der systematisch recherchierten Evidenz lässt sich prinzipiell die Wirksamkeit von Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten (ARB), Angiotensin-Konversionsenzym-Inhibitoren (ACE-Hemmer), Kalziumkanalblockern, Thiaziden bzw. thiazidartigen Diuretika und Betablockern bei Hypertonie ableiten, wobei die Effekte gegenüber Plazebo auf die priorisierten Endpunkte (Mortalität, kardiovaskuläre Ereignisse) unterschiedlich groß sind (hohe bis geringe Aussagesicherheit der Evidenz) 29980, 29994, 29987, 32117. Die teils geringe Aussagesicherheit der Evidenz für Kalziumkanalblocker und Betablocker ergibt sich unter anderem aus inkonsistenten bzw. unpräzisen Effekten.

Für ACE-Hemmer wird die Datenlage insgesamt besser bewertet, für Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten (ARB, Sartane) sieht die Leitliniengruppe ein günstigeres Nebenwirkungsprofil (insbesondere bezüglich Husten und Angioödem) 29994. Zu beachten ist bei chronischer Nierenerkrankung ein höheres Risiko einer verschlechterten Nierenfunktion sowie Hyperkaliämie unter ARB, insbesondere bei Kombination mit weiteren Wirkstoffen.

Direkte Vergleiche von Betablockern mit Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Systems (RAS-Inhibitoren) geben Anhaltspunkte für einen geringeren Therapieeffekt bei der Prophylaxe des Schlaganfalls, wobei diese nicht sehr sicher sind 29987. Da andere gut geprüfte Wirkstoffe zur Verfügung stehen 29980, 28001, sieht die Leitliniengruppe keine primäre Indikation für Betablocker bei Hypertonie, wenn keine manifesten kardialen Erkrankungen vorliegen.

Die antihypertensive Wirksamkeit von thiazidartigen Diuretika (Chlorthalidon/Indapamid) wird insgesamt besser bewertet als die von Hydrochlorothiazid in der üblichen Dosierung – Ableitung aus Ergebnissen systematischer Übersichtsarbeiten zu randomisierten kontrollierten Studien und/oder Beobachtungsstudien mit Anhaltspunkt für eine geringe Aussagesicherheit der Evidenz (siehe Absatz Diuretikavergleiche) 31475, 31464, 31458. Die Rate an unerwünschten Wirkungen (UAW) wurde als nicht signifikant verschieden beurteilt 31475, 31464, 31458. Für den direkten Vergleich der thiazidartigen Diuretika untereinander (Chlorthalidon vs. Indapamid) konnten im Rahmen der systematischen Recherche keine randomisierten Vergleiche identifiziert werden. Die Leitliniengruppe weist darauf hin, dass hohe Diuretikadosierungen in der Versorgungspraxis nicht mehr üblich sind. Dies wird durch eine ergänzend betrachtete Studie bestätigt 33299. Thiazidartige Diuretika (Chlorthalidon oder Indapamid) sowie Thiazide (Hydrochlorothiazid) in niedriger Dosierung werden als Therapieoptionen der ersten Wahl im Algorithmus abgebildet, wobei die thiazidartigen Diuretika, wenn möglich, bevorzugt eingesetzt werden.

Aus diesen Überlegungen leitet die Leitliniengruppe die Wirkstoffklassen der 1. Wahl laut Tabelle 13 ab.

Zur therapieresistenten Hypertonie siehe Kapitel 7.3 Medikamentöse Therapie der therapieresistenten Hypertonie sowie Abbildung 5.

Zu weiteren Wirkstoffklassen siehe Tabelle 19 und Tabelle 20. Hier werden blutdrucksenkende Effekte im Vergleich zu Plazebo oder anderen antihypertensiv wirksamen Wirkstoffen berichtet 29980, 29954, 27998, 29935, 29945, 29939, 29955, 29944, 29963, 30126 (moderate, teils geringe Aussagesicherheit der Evidenz). Daher werden sie als nachgelagerte oder ergänzende Therapieoptionen bzw. als Therapieoptionen bei speziellen Personengruppen aufgenommen.

Wirkstoffwahl

Zur Wirkstoffwahl siehe Empfehlung 7-2.

Kombinationstherapie

Aus der identifizierten Evidenz lässt sich nicht ableiten, für wen eine Kombinationstherapie in Bezug auf Mortalität oder kardiovaskuläre Ereignisse vorteilhaft ist 30995, 30124. Anhaltspunkte auf einen Vorteil bezüglich Mortalität und kardiovaskulärer Ereignisse ergeben sich für Menschen mit Hypertonie und Komorbidität Diabetes mellitus (sehr geringe Aussagesicherheit der Evidenz) – wobei dieser ggf. auf Menschen mit hohem kardiovaskulären Risiko extrapolierbar ist. Eine Entscheidung zur medikamentösen Mono- sowie Kombinationstherapie richtet sich daher nach den individuellen Charakteristika der Betroffenen – insbesondere Alter bzw. Gebrechlichkeit, Komorbidität bzw. kardiovaskulären Risikofaktoren sowie dem Ausgangsblutdruck bzw. dem Erreichen des Zielblutdrucks. Zudem spielt die Adhärenz eine Rolle (siehe auch Kapitel 5 Partizipative Entscheidungsfindung und Therapieplanung).

Ab einer Hypertonie Grad 2 (systolischer Blutdruck von 160 mmHg, siehe auch Tabelle 2) empfiehlt die Leitliniengruppe bevorzugt eine Kombinationstherapie, insbesondere auch wegen der blutdrucksenkenden Effekte und weil erfahrungsgemäß oft eine intensivere Therapie nötig ist, um das individuell vereinbarte Blutdruckziel zu erreichen (zur Dosissteigerung siehe auch Empfehlung 7-4). Bei entsprechender Kontrolle ist auch der Start mit einer Substanz und in der Folge ggf. das Hinzufügen eines zweiten Wirkstoffs möglich.

Therapieanpassung

Zur Therapieeskalation siehe Empfehlung 7-3 und 7-4.

Fixkombination

Die Leitliniengruppe sieht einen Vorteil einer Fixkombination gegenüber der freien Kombination zur Förderung der Persistenz und Adhärenz sowie zur Reduktion der Tablettenlast, wobei insbesondere bei schwer einstellbarer Hypertonie bessere Therapieergebnisse erwartet werden (vgl. Empfehlung 7-5, sehr geringe Aussagesicherheit der Evidenz) – ergänzend siehe auch Empfehlungen 5-6 bis 5-9 sowie 7-15, 9-3 und 9-4).

Stellenwert nichtmedikamentöser Maßnahmen

In der Regel sind nichtmedikamentöse und medikamentöse Therapie komplementäre Säulen der Therapie (siehe auch Kapitel 6 Nichtmedikamentöse Therapie). Ob in Einzelfällen zunächst eine Ausschöpfung nichtmedikamentöser Maßnahmen sinnvoll sein kann, hängt von patientenindividuellen Faktoren ab.

Bezüglich des individuell zu vereinbarenden Blutdruckzielwertes siehe Abbildung 3.

 Evidenzgrundlage Evidenzbasis

In die Diskussion einbezogen wurden die Ergebnisse einer strukturierten Recherche nach systematischen Übersichtsarbeiten – u. a. Evidenzberichte der Cochrane Collaboration 29980, 29994, 29987, 32117, 29954, 27998, 29935, 29945, 29939, 29955, 29944, 29963, 30995, 29941, 28094, 29946, 29940, 29953, 29950, 618, 29951, 29938, 30997, 29979 und des National Institute for Health and Care Excellence (NICE) 30126, 30124, 30122, 30125. Zusätzlich diskutiert wurde die Evidenz des Mediaktionskatalogs 2021 der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) 31088.

Ergänzend erfolgten systematische Literaturrecherchen zu weiteren relevanten Schlüsselfragen 31384: Einnahmezeitpunkten (systematische Übersichtsarbeiten, randomisierte kontrollierte Studien sowie Kohortenstudien) 31275, 31001, 31272, 31276, 31271, 29956, 31269, 31270, 31261, 31264, 31262, 31267, 31273, 31265, Fixkombination mit Diuretika vs. der freien Kombination der entsprechenden Wirkstoffe (Kohortenstudien) 31331, 31326, 26087, 31309, 31330, 31312, 31316, 31328, Low-Ceiling-Diuretika-Vergleiche (systematische Übersichtsarbeiten, randomisierte kontrollierte Studien sowie Kohortenstudien) 31475, 31464, 31458, 31461, 31487, 31478, 31445, 31431, 31457, 31433. Ergänzend betrachtet wurden zwei Studien, die nach dem Recherchezeitraum erschienen sind und wertvolle Zusatzinformationen für die Diskussion lieferten (u. a. weitere Endpunkte) 33299, 32978.

Die Auswertung der Evidenz konzentrierte sich auf die für den deutschen Versorgungsalltag relevanten Wirkstoffgruppen, wobei Angiotensin-II-Rezeptorblocker (AT1-Rezeptor-Antagonisten, Sartane), Angiotensin-Konversionsenzym-Hemmer (ACE-Hemmer), Beta-Adrenozeptorantagonisten (Betablocker), Kalziumkanalblocker, Diuretika sowie deren Kombinationen als die größten Gruppen unter den Antihypertensiva gelten 31260, 32979. In der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland wurden 2020 dabei am häufigsten die ACE-Hemmer (6 050 Mio. therapeutische Tagesdosen (DDD)) gefolgt von den Sartanen (Gruppe der Angiotensin-II-Rezeptorblocker) (4 373 Mio. DDD), Calciumantagonisten (Kalziumkanalblocker) (2 589 Mio. DDD), Betablockern (2 192 Mio. DDD) und Diurtetika (1 935 Mio DDD) verordnet 32979.

Zudem wurden die klinischen Erfahrungen der Leitliniengruppe genutzt, um die Themen nach Relevanz zu priorisieren. Eine detaillierte Beschreibung der herangezogenen Evidenz findet sich in den jeweiligen Unterkapiteln.

 Evidenzbeschreibung Evidenzbeschreibung

Zur Beschreibung der Evidenz der Wirkstoffe der ersten Wahl wurden fünf systematische Übersichtsarbeiten herangezogen 29980, 29994, 29987, 32117, 29968, wobei eine Arbeit zur nachgelagerten Bewertung der Betablocker gegenüber den Wirkstoffklassen der ersten Wahl führte (Tabelle 13) 29987. Zu den Betablockern siehe Kapitel 7.2.3 Weitere Wirkstoffklassen und spezifische Therapie. Ergänzend wurden drei weitere Übersichtsarbeiten aus der systematischen Recherche zu Low-Ceiling-Diuretika-Vergleichen herangezogen 31475, 31464, 31458.

Wirkstoffklassen

Wright et al. 2018 berichtete zur Mortalität, Morbidität, Blutdruckdifferenz sowie zu Therapieabbrüchen auf Grund von unerwünschten Wirkungen von ACE-Hemmern, Betablockern, Kalziumkanalblockern sowie Thiazid- bzw. thiazidartigen Diuretika in unterschiedlicher Dosierung (niedrig und hochdosiert) gegenüber Plazebo oder keiner medikamentösen Therapie (AMSTAR-II-Bewertung "moderate", n = 24 eingeschlossene RCT, n = 58 040 Teilnehmende, mittleres Alter 56 Jahre, mittlere Beobachtungsdauer 3–5 Jahre; Tabelle 14) 29980. Diese Arbeit fand keine den Einschlusskriterien entsprechenden Studien zu Alpharezeptorblockern (siehe Tabelle 19) sowie Angiotensin-II-Rezeptorblockern 29980. Zu Blutdruckdifferenzen von Angiotensin-II-Rezeptorblockern gegenüber Plazebo berichteten Heran et al. 2008 (maximale systolische/diastolische Blutdruckdifferenz zwischen -6/-3 mmHg und -10/-7 mmHg; Gesamtklassenschätzer systolisch -9,31 mmHg (95 % KI -10,25; -8,37)/diastolisch -6,22 mmHg (95 % KI -6,82; -5,62)) 29968.

Einen Vergleich zwischen Angiotensin-II-Rezeptorblockern (ARB) gegenüber ACE-Hemmern (ACEI) in Bezug auf die Mortalität, kardiovaskuläre Ereignisse und Therapieabbruch auf Grund unerwünschter Wirkungen untersuchten Li et al. 2014 (AMSTAR-II-Bewertung "low", n = 9 Studien, wobei n = 8 Studien mit n = 10 963 Teilnehmden in die Metaanalysen eingeschlossen wurden) 29994. Für die Endpunkte wurden berichtet:

  • Gesamtmortalität RR 0,98 (95% KI 0,88; 1,10), n = 5 Studien (ARB vs. ACEI)
  • kardiovaskuläre Mortalität RR 0,98 (95% KI 0,85; 1,13), n = 4 Studien (ARB vs. ACEI)
  • kardiovaskuläre Ereignisse RR 1,07 (95% KI 0,96; 1,19), n = 3 Studien (ARB vs. ACEI)
  • Therapieabbruch auf Grund unerwünschter Wirkungen RR 0,83 (95% KI 0,74; 0,93), n = 8 (ARB vs. ACEI).

Dabei ist zu beachten, dass der Großteil der herangezogenen Daten für die Analyse der primären Endpunkte aus einer Studie stammte, die als Nichtunterlegenheitsstudie mit mehreren Studienarmen konzipiert wurde 29994.

Tabelle 14: Morbidität und Mortalität sowie Blutdruckdifferenz und Therapieabbrüche auf Grund von unerwünschten Wirkungen von ACE-Hemmern, Betablockern, Kalziumkanalblockern sowie Thiazid- bzw. thiazidartigen Diuretika gegenüber Plazebo oder keiner medikamentösen Therapie aus 29980

Differenz

RR (95% KI)

I2

Anzahl Studien, Patient*innen (n)

Qualität der Evidenz

ACE-Hemmer vs. Kontrolle

Betablocker vs. Kontrolle

Kalziumkanalblocker vs. Kontrolle

Thiazid- bzw. thiazidartige Diuretika niedrigdosiert vs. Kontrolle

Thiazid- bzw. thiazidartige Diuretika hochdosiert vs. Kontrolle

Mortalität

11,3% vs. 13,6%

0,83 (0,72; 0,95) I² = 0%

n = 3, n = 6 002

moderat

6,0% vs. 6,2%

0,96 (0,86; 1,07) I² = 25%

n = 5, n = 19 313

moderat

5,1% vs. 6,0%

0,86 (0,68; 1,09)

n = 1, n = 4 695

gering

9,8% vs. 11,0%

0,89 (0,82; 0,97) I² = 0%

n = 8, n = 19 874

hoch

2,8% vs. 3,1%

0,90 (0,76; 1,05) I² = 21%

n = 11, n = 19 839

moderat

Kardiovaskuläre Ereignisse

15,3% vs. 20,1%

0,76 (0,67; 0,85) I² = 0%

n = 2, n = 5 145

moderat

6,8% vs. 7,6%

0,89 (0,81; 0,98) I² = 54%

n = 5, n = 19 313

gering

5,7% vs. 8,0%

0,71 (0,57; 0,87)            

n = 1, n = 4 695

gering

9,0% vs. 12,9%

0,70 (0,64; 0,76) I² = 0%

n = 7, n = 19 022

hoch

3,7% vs. 5,1%

0,72 (0,63; 0,82) I² = 35%

n = 11, n = 19 839

moderat

Schlaganfall

3,9% vs. 6,0%

0,65 (0,52; 0,82) I² = 0%

n = 3, n = 6 002

gering

2,8% vs. 3,4%

0,83 (0,72; 0,97) I² = 7%

n = 5, n = 19 313

gering

1,9% vs. 3,4%

0,58 (0,41; 0,84)

n = 1, n = 4 695

gering

4,2% vs. 6,2%

0,68 (0,60; 0,77) I² = 0%

n = 8, n = 19 874

hoch

0,9% vs. 1,9%

0,47 (0,37; 0,61) I² = 46%

n = 11, n = 19 839

moderat

Koronare Herzkrankheit

11,0% vs. 13,5%

0,81 (0,70; 0,94) I² = 0%

n = 2, n = 5 145

moderat

3,9% vs. 4,4%

0,90 (0,78; 1,03) I² = 4%

n = 5, n = 19 313

gering

2,4% vs. 3,1%

0,77 (0,55; 1,09)

n = 1, n = 4 695

gering

2,8% vs. 3,9%

0,72 (0,61; 0,84) I² = 0%

n = 7, n = 19 022

hoch

2,7% vs. 2,7%

1,01 (0,85; 1,20) I² = 0%

n = 11, n = 19 839

gering

Therapieabbruch (auf Grund von UAW)

-

14,4% vs. 3,1%

4,59 (4,11; 5,13) I² = 96%

n = 4, n = 18 565

gering

-

11,3% vs. 5,0%

2,38 (2,06; 2,75) I² = 96%

n = 3, n = 8 870

gering

9,8% vs. 2,2%

4,48 (3,83; 5,24) I² = 31%

n = 7, n = 15 170

gering

mittlere Blutdruckdifferenz in mmHg (99 % KI)

systolisch

-21,14 (-23,13;
-19,15) I² = 98%

n = 2, n = 1 071

 

diastolisch

-9,64 (-10,70;
-8,58) I² = 98%

n = 2, n = 1 071

(sehr) gering

systolisch

-9,51 (-10,16;
-8,85) I² = 92%

n = 5, n = 18 833

 

diastolisch

-5,64 (-6,06; -5,22) I² = 89%

n = 5, n = 18 833

(sehr) gering

systolisch

-8,90 (-10,14;
-7,66)

n = 1, n = 4 695

 

diastolisch

-4,50 (-5,10; -3,90)

n = 1, n = 4 695

(sehr) gering

systolisch

-12,56 (-13,22;
-11,91) I² = 98%

n = 8, n = 18 685

 

diastolisch

-4,73 (-5,12; -4,34) I² = 98%

n = 8, n = 18 685

(sehr) gering

systolisch

-13,66 (-14,40;
-12,91) I² = 98%

n = 6, n = 14 906

 

diastolisch

-6,82 (-7,24; -6,41) I² = 97%

n = 10, n = 19 347

(sehr) gering

Anzahl (n): Studien, Patient*innen, I2 = statistisches Heterogenitätsmaß; KI = Konfidenzintervall, Kontrolle = Plazebo bzw. keine medikamentöse Therapie, RR = Risk Ratio, UAW = unerwünschte Ereignisse

Chen et al. 2018 untersuchten den Vergleich der Mortalität und Morbidität zwischen Hemmstoffen des Renin-Angiotensin-Systems (RAS-Inhibitoren: ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten – Sartane, Renin-Inhibitoren – Aliskiren) gegenüber anderen Antihypertensiva (AMSTAR-II-Bewertung "moderate", n = 45 eingeschlossene RCT, n = 66 625 Patient*innen, mittleres Alter 66 Jahre, mittlere Beobachtungsdauer 1,9 Jahre; Tabelle 15) 29987. Die Qualität der Evidenz wurde dabei für 37 der eingeschlossenen Studien abgewertet, u. a. auf Grund der kleinen Studiengrößen sowie von Unterschieden in der möglichen Ergänzung weiterer Antihypertensiva im Rahmen der Therapie 29987.

Tabelle 15: Mortalität und Morbidität von RAS-Inhibitoren (ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten, Renin-Inhibitoren) gegenüber anderen Antihypertensiva aus 29987

RR (95% KI)

Anzahl Studien, Patient*innen (n)

Qualität der Evidenz

Mortalität

Schlaganfall

Herzinfarkt

Hospitalisierung (Herzinsuffizienz)

Kardio­vaskuläre Ereignisse

Chronische Nierenkrankheit

RAS-Inhibitoren vs. Betablocker

0,89 (0,78; 1,01)

n = 1,

n = 9 193

gering 

0,75 (0,63; 0,88)

n = 1,

n = 9 193

gering

1,05 (0,86; 1,27)

n = 2,

n = 9 239

gering

0,95 (0,76; 1,18)

n = 1,

n = 9 193

gering

0,88 (0,80; 0,98)

n = 2,

n = 9 239

gering

-

RAS-Inhibitoren vs. Kalziumkanalblocker

1,03 (0,98; 1,09)

n = 5,

n = 35 226

moderat

1,19 (1,08; 1,32)

n = 4,

n = 34 673

moderat

1,01 (0,93; 1,09)

n = 5,

n = 35 043

moderat

0,83 (0,77; 0,90)

n = 5,

n = 35 143

moderat

0,98 (0,93; 1,02)

n = 6,

n = 35 223

moderat

0,88 (0,74; 1,05)

n = 4,

n = 19 551

gering

RAS-Inhibitoren vs. Thiazide

1,00 (0,94; 1,07)

n = 1,

n = 24 309

moderat

1,14 (1,02; 1,28)

n = 1,

n = 24 309

moderat

0,93 (0,86; 1,01)

n = 2,

n = 24 379

moderat

1,19 (1,07; 1,31)

n = 1,

n = 24 309

moderat

1,05 (1,00; 1,11)

n = 2,

n = 24 379

moderat

1,10 (0,88; 1,37)

n = 1,

n = 24 309

gering

Anzahl (n): Studien, Patient*innen, KI = Konfidenzintervall, RAS-Inhibitoren = Hemmstoffe des Renin-Angiotensin-Systems, RR = risk ratio

Zhu et al. 2022 verglichen in ihrem Update einer systematischen Übersichtsarbeit Kalziumkanalblocker (CCB) und andere Antihypertensiva – darunter ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptorblocker, Betablocker und/oder Diuretika (AMSTAR-II-Bewertung "high", n = 23 eingeschlossene Studien, n = 153 849 Patient*innen; darunter n = 18 zu Dihydropyridin-Derivaten (wie Amlodipin, Nifedipin, Felodipin, Nisoldipin, Nicardipin, Lacidipin, Isradipin), n = 4 Studien zu anderen Kalziumkanalblockern (wie Verapamil oder Diltiazem) sowie n = 1 ohne Spezifizierung der CCB) 32117. In der Aktualisierung wurden im Vergleich zu 2010 fünf neue Studien eingeschlossen – die Ergebnisse führten zu keinen inhaltlich veränderten Aussagen gegenüber der Vorversion; teilweise wurden Konfidenzintervalle präziser und die statistische Heterogenität angeglichen (größere Fallzahl). Ergebnisse zu Gesamtmortalität, Herzinfarkt, Schlaganfall, chronischer Herzinsuffizienz, kardiovaskulärer Mortalität sowie Ereignissen und dem Blutdruck finden sich in Tabelle 16. Anzumerken ist, dass die Definition hypertensiver Personen zwischen den Studien variierten, weitere antihypertensive Wirkstoffe als ergänzende Therapie zugelassen wurden und Heterogenität bei einigen Vergleichen berichtet wurde, was bei der Interpretation der Effekte zu berücksichtigen ist 32117.

Tabelle 16: Mortalität und Morbidität sowie Blutdruckdifferenzen von Kalziumkanalblockern gegenüber anderen Antihypertensiva aus 32117

RR (95 % KI)

I2

Anzahl Studien, Patient*innen (n)

Qualität der Evidenz

CCB vs. ACEI

CCB vs. ARB

CCB vs. BB

CCB vs. Diuretika

CCB vs. Diuretika
oder BB

Gesamtmortalität

0,97 (0,91; 1,03)

I2 = 0%

n = 7, n = 27 999  

gering

1,00 (0,92; 1,08)

I2 = 0%

n = 6, n = 25 611

moderat

0,94 (0,88; 1,00)

I2 = 0%

n = 4, n = 44 825

moderat

0,98 (0,92; 1,04)

I2 = 0%

n = 5, n = 35 057

moderat

1,03 (0,94; 1,12)

I2 = 0%

n = 3, n = 31 892

moderat

kardiovaskuläre Mortalität

0,98 (0,89; 1,07)

I2 = 0%

n = 6, n = 27 619

moderat

0,79 (0,54; 1,15)

I2 = 0%

n = 3, n = 4 642

moderat

0,90 (0,81; 0,99)

I2 = 62%

n = 4, n = 44 825

low

Vergleiche mit unterschiedlichen CCB

1,02 (0,93; 1,12)

I2 = 0%

n = 4, n = 32 721

moderat

1,04 (0,92; 1,18)

I2 = 0%

n = 3, n = 31 892

-

Herzinfarkt

1,05 (0,97; 1,14)

I2 = 66%

n = 7, n = 27 999

gering

Vergleiche mit unterschiedlichen CCB

0,82 (0,72; 0,94)

I2 = 0%

n = 6, n = 25 611

moderat

0,90 (0,79; 1,02)

I2 = 0%

n = 3, n = 22 249

moderat

1,00 (0,92; 1,08)

I2 = 0%

n = 5, n = 34 072

moderat

1,05 (0,93; 1,19)

I2 = 72%

n = 3, n = 31 892

moderat

Vergleiche mit unterschiedlichen CCB

Schlaganfall

0,90 (0,81; 0,99)

I2 = 28%

n = 7, n = 27 999

gering

0,87 (0,76; 1,00)

I2 = 15%

n = 6, n = 25 611

moderat

0,77 (0,67; 0,88)

I2 = 0%

n = 3, n = 22 249

moderat

0,94 (0,84; 1,05)

I2 = 0%

n = 5, n = 34 072

moderat

0,92 (0,81; 1,03)

I2 = 55%

n = 3, n = 31 892

moderat

chronische Herzinsuffizienz

1,16 (1,06; 1,28)

I2 = 0%

n = 5, n = 25 276

low

1,20 (1,06; 1,36)

I2 = 66%

n = 5, n = 23 265

low

0,83 (0,67; 1,04)

I2 = 0%

n = 2, n = 19 915

low

1,37 (1,25; 1,51)

I2 = 17%

n = 5, n = 34 072

moderat

1,15 (0,99; 1,33)

I2 = 0%

n = 3, n = 31 892

low

kardiovaskuläre Ereignisse

0,98 (0,94; 1,02)

I2 = 45%

n = 5, n = 25 186

-

0,97 (0,78; 1,22)

I2 = 32%

n = 3, n = 6 874

-

0,84 (0,77; 0,92)

I2 = 0%

n = 3, n = 22 249

-

1,05 (1,00; 1,09)

I2 = 0%

n = 4, n = 33 642

-

1,02 (0,95; 1,10)

I2 = 0%

n = 2, n = 21 011

-

systolischer/
diastolischer Blutdruck (gewichtete mittlere Differenz)

-1,11 (-1,40; -0,82)

I2 = 85%

n = 4, n = 19 368

-0,63 (-0,81; -0,44)

I2 = 0%

n = 4, n = 19 368

-

-2,10 (-2,46; -1,74)

I2 = nicht anwendbar

n = 1, n = 15 245

-1,70 (-1,91; -1,49)

I2 = nicht anwendbar

n = 1, n = 15 245

-

0,25 (-0,31; 0,81)

I2 = 42%

n = 3, n = 23 474

0,15 (-0,16; 0,45)

I2 = 21%

n = 3, n = 23 474

-

0,81 (0,56; 1,06)

I2 = 0%

n = 3, n = 24 963

-0,68 (-0,84; -0,52)

I2 = 28%

n = 3, n = 24 963

-

3,00 (2,59; 3,41)

I2 = nicht anwendbar

n = 1, n = 10 881

0,10 (-0,07; 0,27)

I2 = nicht anwendbar

n = 1, n = 10 881

-

ACEI = ACE-Hemmer, Anzahl (n): Studien, Patient*innen, ARB = Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten, BB = Betablocker, CCB = Kalziumkanalblocke; I2 = statistisches Heterogenitätsmaß, Kardiovaskuläre Ereignisse (Herzinfarkt, chronische Herzinsuffizienz, Schlaganfall oder kardiovaskuläre Mortalität); RR Risk Ratio (95 % Konfidenzintervall (KI))

Diuretikavergleiche

Die drei herangezogenen systematischen Übersichtsarbeiten verglichen Hydrochlorothiazid (HCTZ) mit Chlorthalidon (CTLD) 31475, 31458, HCTZ mit Indapamid (INDAP) 31458 oder HCTZ mit beiden thiazidartigen Diuretika (CTLD oder INDAP) 31464. Betrachtet wurden der Blutdruck 31475, 31464, 31458 und die Serum-Kalium- sowie Natriumspiegel 31475, 31464, 31458 (Tabelle 17). Liang et al. 2017 berichteten zudem die Vergleiche zwischen den Serumkonzentrationen von Cholesterol sowie Glucose 31464.

Dineva et al. 2019 schlossen randomisierte kontrollierte Studien oder Beobachtungsstudien ein (Recherche bis Dezember 2019), wobei Personen berücksichtigt wurden, die Diuretika allein oder in Kombination erhielten und milde oder moderate, essentielle Hypertonie aufwiesen – auch Personen mit Koronarer Herzkrankheit waren zulässig 31475. Liang et al. 2017 schlossen randomisierte kontrollierte Studien oder doppelt verblindete kontrollierte Studien ein (Recherche bis Januar 2017) und betrachteten Personen mit Bluthochdruck (SBP ≥ 140 mmHg oder DBP ≥ 90 mmHg) und einer Mono- oder Kombinationstherapie 31464. Roush et al. 2015 schlossen randomisierte Studien ein (Recherchezeitraum leider nicht angegeben), wobei die Autor*innen keine randomisierte kontrollierte Studie (RCT) fanden, die CTDN mit INDAP verglich und insgesamt keine RCT, die kardiovaskuläre Endpunkte im Vergleich der Diuretika berichtete 31458.

Die eingeschlossenen Kohortenstudien berichteten auch über klinische Endpunkte wie Tod oder kardiovaskuläre Ergebnisse (siehe Leitlinienreport 31384), wurden aber auf Grund der Limitationen im Studiendesign, u. a. "Residual Confounding" (z. B. "Confounding by Indication") oder "Unmeasured Confounding" an dieser Stelle nicht herangezogen.

Dineva et al. 2019 berücksichtigten für ihre Analyse Daten zu den am häufigsten genutzten Dosierungen der Diuretika, wobei 12,5–25 mg angegeben wurden und über eine Variation der Dosen für HCTZ von 12,5–100 mg/Tag sowie für CTLD von 6,25–100 mg/Tag berichtet wurde 31475.

Tabelle 17: Ergebnisse Low-Ceiling-Diuretikavergleiche 31475, 31464, 31458

 

Dineva et al. 2019 31475

Liang et al. 2017 31464

Roush et al. 2015 31458

AMSTAR-II-Bewertung

"low"

aktuellster Suchzeitraum

"critically low"

Ergänzung zu 31458

"critically low"

klinische Bewertung der eingeschlossenen Studien

Charakteristika

n = 9 Studien eingeschlossen

n = 51 789 Patient*innen

Dauer 4 bis 364 Wochen

Tool des Effective Public Health Practice Projects (n = 4 Studien mit geringer Qualität; n = 2 dieser Studien ausgeschlossen aus Metaanalyse)

Publikationsbias berichtet

n = 12 Studien eingeschlossen

n = 1 580 Patient*innen

zusammengefasste Auswertung

Jadad Scale Bewertung

n = 14 Studien eingeschlossen (n = 10 mit HCTZ-INDAP Vergleich sowie n = 3 mit HCTZ-CTDN Vergleich)

Beobachtung 4 bis 26 Wochen

Diskussion des Risikos für Fehler

Sensitivitätsanalysen

Mortalität, CVE

-

-

-

SBP, mmHg

(CTLD vs. HCTZ)

WMD -3,26 (95% KI -4,58; -1,07)

I2 = 23%

n = 7 Studien*

(CTLD oder INDAP vs. HCTZ)

MD -5,59 (95% KI -5,69; -5,49)

I² = 10%

n = 10 Studien, n = 1  307 Patient*innen

 

(INDAP vs. HCTZ)

MD -5,1 (95% KI -8,7; -1,6)

n = 10 Studien

 

(CTDN vs. HCTZ)

MD -3,6 (95% KI -7,3; 0,03)

n = 3 Studien

 

DBP, mmHg

(CTLD vs. HCTZ)

WMD -2,41 (95% KI -3,87; -0,95)

I2 = 43%

n = 4 Studien

(CTLD oder INDAP vs. HCTZ)

MD -1,98 (95% KI -3,29; -0,66)

I² = 85%

n = 11 Studien, n = 1 347 Patient*innen

 

-

Serum-Na/K, mEq/L

(CTLD vs. HCTZ)

K WMD -0,22 (95% KI -0,32; -0,11)

I2 = 18%

n = 3 Studien

Na, n = 1 Studie (Pareek et al. 2009 "conclude that there are no significant changes in serum electrolytes, blood sugar, and other laboratory parameters in patients treated with CTLD and HCTZ.").

(CTLD oder INDAP vs. HCTZ)

Inzidenz von:

Hypokaliämie

OR 1,58 (95% KI 0,80; 3,12)

I² = 27%

n = 4 Studien, n = 1 050 Patient*innen

 

Hyponatriämie

MD -0,14 (-0,57; 0,30)

I² = 0%

n = 2 Studien

 

(INDAP vs. HCTZ)

K MD -0,054 (95% KI -0,296; 0,188)

n = 9 Studien

 

weitere

-

(CTLD oder INDAP vs. HCTZ)

Veränderung:

Serumcholesterol

MD 0,11 (-0,02; 0,24)

I² = 0%

n = 4 Studien, n = 550 Patient*innen

 

Serumglucose

MD 0,13 (-0,16; 0,41)

I² = 69%

n = 7 Studien, n = 804 Patient*innen

 

-

CTLD = Chlorthalidon, CVE = kardiovaskuläre Ereignisse, DBP = diastolischer Blutdruck, HCTZ = Hydrochlorothiazid, INDAP = Indapamid, KI = Konfidenzintervall, MD = mittlere Differenz, OR = Odds Ratio, SBP = systolischer Blutdruck, WMD = gewichtete, mittlere Differenz

* n = 3 Studien mit Kombinationstherapie (Kwon BJ et al. 2013 (Candesartan), Bakris GL et al. 2012 (Azilsartan), Pareek A et al. 2009 (Losartan))

Eine ergänzende Arbeit aus dem Jahr 2022 (aus dem Diuretic Comparison Project), die nach dem Recherchezeitraum erschien, wurde in Bezug auf kardiovaskuläre Ereignisse sowie Tod betrachtet 33299. Die Ergebnisse stützen die Empfehlungen der NVL (vgl. Tabelle 13):

  • kombinierter Endpunkt nach im Median 2,4 Jahren: bei n = 1 377 Patient*innen (n = 702 (10,4 %) unter Chrlorthalidon vs. n = 675 (10,0 %) unter Hydrochlorothiazid; HR 1,04 (95 % KI 0,94; 1,16); P = 0,45) 33299.

Es handelt sich um ein pragmatisches, offenes Studiendesign mit dem Ansatz, die Überlegenheit von Chlorthalidon zu prüfen 33299. Eingeschlossen wurden Patient*innen mit arterieller Hypertonie (Alter mindestens 65 Jahre) aus dem Versorgungsalltag (n = 13 523 Teilnehmende (n = 6 767 Patient*innen mit beibehaltener Therapie mit Hydrochlorothiazid vs. n = 6 756 Patient*innen, die von einer Therapie mit Hydrochlorothiazid zu einer Therapie mit Chrlorthalidon wechselten)) 33299. Anzumerken ist, dass der mittlere systolische Blutdruk zu Studienbeginn bei 139 mmHg lag und dass 15,4% (n = 1 039) der Patient*innen der Chlorthalidon-Gruppe zurück zur Therapie mit Hydrochlorothiazid wechselten sowie 3,8% der Patient*innen der Hydrochlorothiazid-Gruppe im Verlauf Chrlorthalidon erhielten 33299. Zudem berichten die Autor*innen eine erhöhte Inzidenz von Hypokaliämien unter Chlorthalidon (6,0% vs. 4,4%, P < 0,001) sowie einen qualitativen Zusammenhang mit der Gruppenzuteilung und Herzinfarkt sowie Schlaganfall in der Historie der Patient*innen 33299.

 Patientenblatt Patientenmaterialien
  • Patientenblatt "Was sind die wichtigsten Medikamente?"
  • Patientenblatt "Wie kommt es zu Gefäßschäden und Folgeerkrankungen?"

(siehe Patientenblätter)

7.2.2 Prinzipien der medikamentösen Therapie

7.2.2.1 Wirkstoffwahl und Kombination

Empfehlung

7-2 | k | neu 2023

Die Wirkstoffwahl und die Entscheidung zur Kombinationstherapie sollen unter patientenindividuellen Abwägungen und partizipativ getroffen werden (siehe Empfehlung 5-4).

Starke Empfehlung

RationaleRationale

Die Leitliniengruppe spricht konsensbasiert eine starke Empfehlung aus, die gute klinische Praxis beschreibt, wonach individuelle Faktoren wie Allgemeinzustand, Komorbidität und andere Kontextfaktoren (siehe Empfehlung 5-1) wie auch mögliche Neben- oder Wechselwirkungen (siehe Tabelle 19) leitend bei der Wirkstoffwahl und bei der Entscheidung zur Kombinationstherapie sind. Den starken Empfehlungsgrad begründen zudem die Verpflichtung zur Schadensminimierung sowie das ethische Prinzip der Autonomie.

 Evidenzgrundlage Evidenzbasis

Die Empfehlung berücksichtigt die systematisch identifizierte Evidenz zur Wirksamkeit der einzelnen Wirkstoffe und deren Kombinationen und beruht auf den ethischen Prinzipien der Schadensminimierung und der Autonomie.

Ergänzend wurden zur Fragestellung der antihypertensiven Kombinations- gegenüber der Monotherapie zwei systematische Übersichtsarbeiten aus der strukturierten Recherche zur NVL Hypertonie herangezogen 30995, 30124

 Überlegungen Erwägungen, die die Empfehlung begründen

Wirkstoffwahl

Zur Evidenzgrundlage der Wirkstoffklassen siehe auch die Kapitel 7.2.1 Wirkstoffklassen der ersten Wahl sowie 7.2.3 Weitere Wirkstoffklassen und spezifische Therapie. Zudem wird auf die aktuelle Version der NVL Chronische Herzinsuffizienz, der NVL Diabetes sowie der NVL Koronare Herzkrankheit verwiesen (www.leitlinien.de). Zur spezifischen Therapie bei der angegebenen Komorbidität sind im Register der AWMF spezifische und übergeordnete Leitlinien gelistet (register.awmf.org/de/start) – z. B. Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke: Teil 1, S2k-Leitlinie (register.awmf.org/de/leitlinien/detail/030-133).

Kombinationstherapie

Die zur initialen medikamentösen Mono- oder Kombinationstherapie in der Leitliniengruppe diskutierten systematischen Übersichtsarbeiten/Evidenzberichte erlauben auf Grund unterschiedlicher Limitationen nur eingeschränkte Aussagen. Geringe Zahlen an eingeschlossenen Personen sowie eine begrenzte Betrachtung der Wirkstoffe und Endpunkte erschweren die allgemeine, evidenzbasierte Beurteilung einer Kombinations- gegenüber einer Monotherapie als erste Wahl bei Hypertonie.

Garjon et al. 2020 (AMSTAR-II-Bewertung "moderat") schlossen drei Studien (n = 568 Teilnehmende) zum Vergleich der Kombinationen von ACE-Hemmern mit Thiaziden oder Kalziumkanalblockern gegenüber einer antihypertensiven Monotherapie ein – wobei für die Gesamtmortalität eine RR 1,35 (95% KI 0,08–21,72), für schwere unerwünschte Wirkungen eine RR 0,77 (95% KI 0,31–1,92), für kardiovaskuläre Ereignisse eine RR 0,98 (95% KI 0,22–4,41) berichtet wurden 30995. Die Aussagesicherheit der Evidenz wurde mit "niedrig" bewertet, u. a. auf Grund von Änderungen im Studienprotokoll (in einer Studie), der ausschließlichen Analyse von Subgruppen, der Heterogenität sowie breiten Konfidenzintervallen 30995.

Der Evidenzbericht des NICE Institutes von 2019 konnte für den Vergleich einer Mono- gegenüber einer Kombinationstherapie nur für eine Auswahl der betrachteten Endpunkte Studien einschließen (AMSTAR-II-Bewertung "moderat", n = 3 Studien) 30124. Für Personen mit Hypertonie wurden keine klinisch relevanten Unterschiede zwischen Mono- und Kombinationstherapie berichtet (Kreatininserumspiegel: n = 1 Studie, n = 457 Teilnehmende, hohe Qualität der Evidenz; Therapieabbruch auf Grund unerwünschter Ereignisse: n = 1 Studie, n = 418 Teilnehmende, geringe Qualität der Evidenz) 30124. Für Menschen mit Bluthochdruck und Diabetes mellitus Typ 2 wurden für diese beiden Endpunkte ebenfalls keine klinisch signifikanten Ergebnisse berichtet (Kreatininserumspiegel: n = 1 Studie, n = 481 Teilnehmende, sehr geringe Qualität der Evidenz; Therapieabbruch auf Grund unerwünschter Ereignisse: n = 2 Studie, n = 481 sowie n = 538 Teilnehmende, sehr geringe Qualität der Evidenz) – für schwere kardiovaskuläre Ereignisse eine RR 0,39 (95% KI 0,15–0,98), n = 1 Studie, n = 481 Patienten, sehr geringe Qualität der Evidenz im Vergleich der Kombinations- gegenüber der Monotherapie 30124.

Sowohl die Autor*innen der Übersichtsarbeit als auch die Leitliniengruppe bewerteten die präsentierten Daten als unzureichend, um die untersuchte Fragestellung evidenzbasiert zu beantworten. Im Algorithmus zur initialen medikamentösen Therapie sind daher sowohl die Monotherapie als auch die Kombinationstherapie konsensbasiert nebeneinander unter Beschreibung der Einflussgrößen dargestellt (Abbildung 5).

Fixkombinationstherapie

Siehe auch Empfehlung 7-5.

7.2.2.2 Therapieanpassung

Empfehlung

7-3 | k | neu 2023

Vor Therapieeskalation sollen folgende Aspekte erfragt bzw. geprüft werden:

  • Adhärenz
  • zeitweise Einnahme blutdrucksteigernder Medikamente
  • eine orthostatische Hypotonie
  • Gebrechlichkeit.

Starke Empfehlung

7-4 | k | neu 2023

Wenn eine Eskalation indiziert ist, sollte zunächst ein zweiter Wirkstoff hinzugefügt werden, bevor ein Wirkstoff maximal ausdosiert wird.

Empfehlung

RationaleRationale

Die Leitliniengruppe spricht konsensbasiert eine starke Empfehlung aus, um einen Schaden durch zu frühe Therapieeskalation zu vermeiden (z. B. zu strenge Blutdruckeinstellung, Schwindel, Sturzneigung). Schadenspotenzial sieht die Leitliniengruppe nicht, daher begründet das Prinzip der Schadensvermeidung den starken Empfehlungsgrad.

Zur bevorzugten Kombination zweier Wirkprinzipien spricht die Leitliniengruppe eine abgeschwächte Empfehlung aus. Erfahrungsgemäß sind sich ergänzende Therapieprinzipien zweier niedrigdosierter Wirkstoffe hilfreich bei der Prävention von unerwünschten Wirkungen durch hohe Dosen eines Einzelwirkstoffs. Der abgeschwächte Empfehlungsgrad ist unter anderem darin begründet, dass keine guten Vergleichsstudien vorliegen und in einigen Fällen bei guter Verträglichkeit und wirkstoffabhängig auch eine Steigerung bis zur Ausdosierung sinnvoll sein kann.

 Evidenzgrundlage Evidenzbasis

Die Empfehlungen werden konsensbasiert ausgesprochen und beruhen auf der klinischen Erfahrung der Leitliniengruppe.

 Überlegungen Erwägungen, die die Empfehlung begründen

Die Adhärenz zur medikamentösen Therapie, andere Arzneimittel oder weitere Faktoren beeinflussen die Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie. Potenzielle unerwünschte Wirkungen, individuelle Faktoren (z. B. eingeschränkte Sehfähigkeit oder kognitive Beeinträchtigungen) verhindern in einigen Fällen die Umsetzung der vereinbarten Therapie und beeinträchtigen die Lebensqualität der Erkrankten. Zudem führen mögliche, u. a. dosisabhängige, blutdrucksteigernde Effekte weiterer Wirkstoffe (z. B. nicht steroidale Antirheumatika (NSAR), Glucocorticoide, orale Kontrazeptiva) oder eine starke Blutdrucksenkung (bspw. durch orthostatische Hypotonie) zu falschen oder übersehenen Blutdruckwerten. Eine Berücksichtigung vor Therapieanpassung kann hilfreich sein für eine erfolgreiche und sichere Therapie.

Die unterschiedlichen antihypertensiven Wirkstoffe haben zudem verschiedene Wirkprinzipien, die sich ergänzen können und damit eine geringere Dosierung beider Wirkstoffe ermöglichen. Sie fördern beispielsweise die Ausscheidung von Ionen und Wasser, was zu einem geringeren Blutvolumen führt, senken das Herzzeitvolumen, den Muskeltonus und den peripheren Gefäßwiderstand sowie die Bildung von Wachstumsfaktoren und entlasten damit durch unterschiedliche Mechanismen das Herz-Kreislaufsystem.

 Patientenblatt Patientenmaterialien
  • Patientenblatt "Wie schaffe ich es, an meiner Behandlung dranzubleiben?"

(siehe Patientenblätter)

7.2.2.3 Fixkombination

Empfehlung

7-5 | e | neu 2023

Erfolgt eine Kombinationstherapie, sollte diese bevorzugt als Fixkombination angeboten werden.

Empfehlung

RationaleRationale

Die Leitliniengruppe sieht einen Vorteil einer antihypertensiven Fixkombination – sofern vorhanden – gegenüber der freien Kombination zur Förderung der Persistenz und Adhärenz sowie zur Reduktion der Tablettenlast (sehr geringe Aussagesicherheit der Evidenz). Dies bietet die Chance, gegebenenfalls weitere, mit Polypharmazie einhergehende Risiken insbesondere in Bezug auf Arzneimitteltherapiesicherheit zu reduzieren. Zudem wurden Hinweise auf die Reduktion von Todesfällen und Hospitalisierung auf Grund kardiovaskulärer Ereignisse (kombinierter Endpunkt) bei bestimmter Fixkombination gegenüber der freien Kombination ermittelt (sehr geringe Aussagesicherheit der Evidenz). Schadenspotenzial sieht die Leitliniengruppe nicht. Aufgrund der eingeschränkten Aussagesicherheit der Evidenz spricht die Leitlieningruppe eine Empfehlung mit abgeschwächtem Empfehlungsgrad aus.

 Evidenzgrundlage Evidenzbasis

Eine systematische Recherche zur Fixkombination antihypertensiver Wirkstoffe mit einem Diuretikum gegenüber der freien Kombination der Wirkstoffe lieferte Ergebnisse aus Kohortenstudien 31331, 31326, 26087, 31309, 31330, 31312, 31316, 31328 u. a. in Bezug auf die Adhärenz, wobei zwei Arbeiten den deutschen Versorgungskontext widerspiegelten 26087, 31309 (siehe auch Empfehlung 5-6). Eine ergänzende Studie aus Deutschland wurde nach dem Recherchezeitraum auf Grund ergänzend betrachteter Endpunkte herangezogen 32978.

 Evidenzbeschreibung Evidenzbeschreibung

Ergebnisse aus der systematischen Recherche zur NVL Hypertonie (2021) nach prospektiven und retrospektiven (Kohorten-) Studien zur Schlüsselfrage der Fixkombination antihypertensiver Wirkstoffe mit einem Diuretikum gegenüber freier Kombination liefern Anhaltspunkte für den Vorteil einer Fixkombination antihypertensiver Wirkstoffe zur Förderung der Adhärenz und Persistenz 31384. Im deutschen Versorgungskontext berichteten zwei retrospektive Analysen zur Adhärenz bzw. Persistenz zur antihypertensiven Therapie (Tabelle 18) 26087, 31309. Dabei wurden aus einer Datenbankanalyse für Kombinationen mit Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten (ARB) bei Menschen mit Hypertonie (ICD-10 Code I10; n = 17 310 Teilnehmende) Adhärenzraten zwischen 72,8%–78,1% für die Fixkombination gegenüber 71,5%–76,2% für die freie Kombination je nach Kombination über zwölf Monate berichtet 31309. Aus einer weiteren Analyse von Verordnungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherung (ohne Zuordnung der Indikation Hypertonie) gingen adjustierte Non-Persistenz- und Non-Adhärenz-Raten der initialen Kombinationstherapie mit Diuretika gegenüber der freien Therapie über einen Zweijahreszeitraum hervor 26087.

Tabelle 18: Antihypertensive Fixkombinationen mit Diuretika vs. freier Kombination, Deutschland

Quelle

Wirkstoffgruppen

Teilnehmende

Persistenz

Adhärenz

26087

Antihypertensiva

+ Diuretikum

 

n = 255 501

Non-Persistenz (Fixkombination oder freie Therapie):

76,2% vs. 79,3%; P < 0,001

n = 41 713 vs. n = 159 159

aHR 0,916 (99,9% KI 0,863; 0,973)

Non-Adhärenz (MPR < 0,8) (Fixkombination oder freie Therapie):

50,4% vs. 56,3%; P < 0,001

n = 27 587 vs. n = 113 136

aOR 0,802 (99,9% KI 0,715; 0,900)

31309

Antihypertensiva

+ Diuretikum

 

n = 347 619

ARB-Kombination n = 17 310

-

Mittlere Compliance (MPR), fixe oder freie Kombination):

ARB+HCT:

78,1% vs. 71,5%, P < 0,0001

ARB+HCT+andere:

79,4% vs. 72,0%, P < 0,0001

ARB+Amlodipin:

72,8% vs. 75,5%, P = 0,1964

ARB+Amlodipin+andere:

78,1% vs. 76,2%, P = 0,1158

ARB+Amlodipin+HCT:

nicht berechenbar vs. 75,4% P = nicht anwendbar

a = adjustiert, ARB = Angiotensin-II-Rezeptorblocker, HCT = Hydrochlorothiazid, HR = Hazard Ratio, KI = Konfidenzintervall, MPR = Medication Possession Ratio, OR = Odds Ratio

Auch bei der Beurteilung der Ergebnisse der Kohortenstudien sind Limitationen zu beachten, u. a. potenzielles Residual Confounding (zusätzliche Einflussfaktoren, die nicht bei der Adjustierung berücksichtigt werden konnten) sowie das Risiko für einen Selektions- bzw. Channelingbias auf Grund der Patienten-/Verordnungspräferenz von Wirkstoff(-kombinationen).

Beschrieben wurde zudem eine hohe Verordnungshäufigkeit mehrerer Wirkstoffe (Polymedikation) von bis zu sechs weiteren Substanzklassen bei den untersuchten Personen 26087. Ergänzend berichtet wurden u. a. Unterschiede in Bezug auf die soziodemografischen Charakteristika bei Personen, die Kombinationen von ARB, Amlodipin und Hydrochlorothiazid erhielten (z. B. eine höhere Anzahl an Patienten mit Komorbiditäten im Vergleich der Fixkombination gegenüber der freien Kombination) 31309. Dies kann bei der Wirkstoffauswahl und Entscheidung zur Mono- oder Kombinationstherapie ebenfalls von Relevanz sein.

Vorteile der fixen Kombination mehrerer Wirkstoffe werden u. a. in der Therapieadhärenz und Persistenz, der Senkung der Tabelettenlast sowie bei schwer einstellbarer Hypertonie gesehen, wobei unerwünschte Wirkungen sowie Risiken einer Polymedikation bei bestimmten Patient*innengruppen zu beachten sind. Vorteile freier Kombinationen begünstigen eine individuelle Therapieeinstellung, falls dies erforderlich ist (siehe auch Empfehlung 5-10).

Eine unterstützende Untersuchung aus dem deutschen Versorgungskontext, welche nach dem Recherchezeitraum publiziert wurde, stützt die These der besseren Therapieergebnisse bei schwer einstellbarer Hypertonie bzw. vorhandener Persistenz/Adhärenz durch eine Fixkombination 32978. Als Limitation ist hier u. a. zu beachten, dass ausschließlich Daten einer gesetzlichen Krankenversicherung analysiert und häufige Kombinationstherapien bei der Population untersucht wurden (z. B. Valsartan/Amlodipin/Hydrochlorothiazid-Kombinationen: n = 1,823 Patient*innen pro Vergleichsgruppe, Propensity Score Matching, Fixkombination vs. freie Kombination: Kombinierter Endpunkt aus Todesfällen und Hospitalisierungen auf Grund kardiovaskulärer Ereignisse (gesamt) HR = 0,68 (95% KI 0,61; 0,74) p ≤ 0,001) 32978. Als häufigste (Fix-) Kombinationen fanden sich in den Daten die Wirkstoffkombinationen aus Ramipril/Amlodipin, Bisoprolol/Amlodipin und Valsartan/Amlodipin, gefolgt von Valsartan/Amlodipin/Hydrochlorothiazid – wobei anzumerken ist, dass sich vor dem Matching die Zahlen an Patient*innen mit freier Kombination (n = 142 720) sowie Fixkombination (n = 52 517) deutlich unterschieden 32978. Auch hier sind häufige Komorbiditäten zu beachten (mittlerer Charlson Comorbidities Index (CCI) nach dem Matching: 2-4) sowie das Fehlen der Information zur Indikation der Wirkstoffpräparate 32978.

 Informationen Weiterführende Informationen: Weitere Empfehlungen

Ergänzend siehe auch Empfehlungen 5-6 bis 5-10 zur Adhärenz/Selbstmanagement sowie 7-15 zur Medikationsanalyse und die Kapitel 9.2 Pflegekräfte und medizinische Fachangestellte sowie 9.3 Apotheker*innen.

7.2.2.4 Einnahmezeitpunkte

RationaleRationale

Ziel der medikamentösen Therapie ist eine normotensive Einstellung des Blutdrucks über den Tag und die Nacht (Langzeitblutdruckmessung). Dabei sind patientenindividuelle Einnahmezeitpunkte unter Beachtung u. a. der eingesetzten Wirkstoffklassen, der Komedikation, potenzieller unerwünschter Wirkungen sowie der Adhärenz zu berücksichtigen.

 Evidenzgrundlage Evidenzbasis

Die Ergebnisse einer systematischen Recherche zum Vergleich der morgendlichen gegenüber einer abendlichen Einnahme (14. Juni 2021 31384) lassen nach Einschätzung der Leitliniengruppe keine Ableitung einer spezifischen Empfehlung zu. Neben den benannten patientenindividuellen Faktoren sind Limitationen im Studiendesign, Heterogenität sowie eingeschränkt zu betrachtende klinische Ergebnisse von Relevanz.

7.2.2.5 Abschätzung des kardiovaskulären Risikos

Empfehlung

7-6 | k | neu 2023

Die individuelle Einschätzung des kardiovaskulären Risikos für die Therapieplanung kann durch geeignete Scores unterstützt werden (z. B. arriba, ESC Charts, PROCAM).

Offene Empfehlung

RationaleRationale

Die Leitliniengruppe spricht konsensbasiert eine offene Empfehlung aus, um beispielhaft den Nutzen eines unterstützenden Erhebungsinstruments hervorzuheben. Um dem Risiko einer Überschätzung des kardiovaskulären Risikos entgegenzuwirken, wird eine offene Empfehlung ausgesprochen, die nur im Zusammenhang mit weiteren Erwägungen und patientenindividuellen Faktoren zu sehen ist. Ebenfalls einschränkend ist, dass die genannten Scores nicht immer umgesetzt werden bzw. werden können. Einen Vorteil sieht die Leitliniengruppe darin, dass die Scores eine strukturierte Erfassung ermöglichen, Adhärenz zum Therapieplan fördern und als Kontrollwerte für die Therapiesteuerung dienen können.

 Evidenzgrundlage Evidenzbasis

Die Empfehlung stellt einen Expert*innenkonsens dar und beruht auf der klinischen Erfahrung der Leitliniengruppe. Indirekt wird die Evidenz zur Evaluation der genannten Risikoscores herangezogen (siehe dort). Eine systematische Recherche zum Stellenwert der einzelnen Scores und deren Vergleichbarkeit wurde nicht durchgeführt, da es nicht die Zielstellung der Leitliniengruppe war, einzelne Scores bevorzugt zu empfehlen.

 Überlegungen Erwägungen, die die Empfehlung begründen

In der Versorgungspraxis werden unterstützend Scores zur Einschätzung des kardiovaskulären Risikos eingesetzt, die aus Evaluationsinstrumenten abgeleitet werden. Hintergründe sind hier zumeist Kohortenstudien, die epidemiologische Abschätzungen zu einzelnen Risikofaktoren ermöglichen. Die individuelle Risikoeinschätzung ist komplex und beinhaltet mehrere Faktoren. Einige Scores wurden in der Empfehlung beispielhaft benannt:


* Score2 (Systematic Coronary Risk Estimation 2) – zur Abschätzung des 10-Jahresrisikos kardiovaskulärer Erkrankungen in Europa, siehe auch 2021 ESC Guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice European Heart Journal (2021) 42, 3227-3337 ESC GUIDE-LINES doi:10.1093/eurheartj/ehab484 oder SCORE2-OP (older persons)

7.2.3 Weitere Wirkstoffklassen und spezifische Therapie

Bitte beachten Sie die Hinweise unter Kapitel 7.1 Hinweis zum Off-Label-Use.

Tabelle 19: Weitere Wirkstoffklassen für spezielle Personengruppen

Wirkstoffklasse

Kommentar

Häufige unerwünschte Wirkungen

Aldosteronantagonisten

29954, 27998

  • Therapieresistente Hypertonie (siehe Definition 7-7): Spironolacton
  • Bei Unverträglichkeit: Eplerenon (Dosisäquivalenz bei Umstellung beachten)
  • Primärer Hyperaldosteronismus

Hyperkaliämie, Hyponatriämie

Gynäkomastie bei Männern (Spironolacton), Brustspannen bei Frauen (Spironolacton)

gastrointestinale Nebenwirkungen (Eplerenon)

Alpharezeptorblocker

29935

  • erste Wahl zur medikamentösen Therapie bei Phäochromozytom (vor Operation):
    • bevorzugt Dibenzyran (irreversible Alpha-1- und Alpha-2-Rezeptorblockade)
    • Doxazosin (reversible Alpha-1-Rezeptorblockade) möglich bei mehrmaliger täglicher Gabe und entsprechender Dosierung
    • Urapidil (insbesondere in Notfallsituationen,  vgl. auch Tabelle 22 sowie zur kontrollierten Blutdrucksenkung bei Hochdruckpatient*innen während und/oder nach Operationen)
    • Kombination mit Betablocker nur nach Einsatz eines Alpharezeptorblockers (Gefahr einer hypertensiven Krise)
  • zweite Wahl, ggf. Einsatz bei Komorbidität benigner Prostatahyperplasie sinnvoll, da auch hier wirksam

Hypotonie, orthostatische Hypotonie (insbesondere Dibenzyran)

Ungeeignet bei Herzinsuffizienz und Koronarer Herzkrankheit (ALLHAT-Studie),

Risiko für orthostatische Dysregulation mit erhöhter Sturzneigung, potenziell ungeeignete Medikation bei Älteren (PIM)

Betablocker

29980

  • Kardiale Indikationen:
    • chronische Herzinsuffizienz bei eingeschränkter systolischer Ejektionsfraktion ≤ 40%
    • koronare Herzkrankheit (KHK) inklusive Zustand nach Myokardinfarkt
    • tachykarde Herzrhythmusstörungen
    • Vorhofflimmern
  • Hinweis: Kontraindikation bei Asthma; wenn unverzichtbar, dann kardioselektive (β1) Betablocker bevorzugen.
  • Bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) möglich (www.leitlinien.de/themen/copd)
  • Betablocker befinden sich auf der Dopingliste – junge Menschen/Sport

Erhöhung der Blutglukose, Triglyceride und des Diabetesrisikos, Schlafstörungen,

Beeinträchtigung der Libido/Erektionsstörungen

Kaliumsparende Diuretika

29945

  • Kombination Amilorid mit Hydrochlorothiazid (HCT) reduziert Auswirkungen auf den Kaliumspiegel und metabolische Effekte von HCT
  • Zweite Wahl oder Ergänzung zu Spironolacton bei primärem Hyperaldosteronismus

Hyperkaliämie

Renin-Inhibitoren

29955

  • Blutdrucksenkung vergleichbar mit ACE-Hemmern oder Angiotensin-II-Rezeptorblockern
  • Kombination mit anderen Antihypertensiva möglich; ausgenommen mit ACE-Hemmern oder Angiotensin-II-Rezeptor-Blockern
  • Kontraindikation bei Patient*innen mit Diabetes mellitus oder einer Nierenfunktionsstörung (glomeruläre Filtrationsrate < 60 ml/min/1,73 m2 Körperoberfläche)
  • Erhöhte Kosten im Vergleich zu ACEI/ARB

Hyperkaliämie

erhöhtes Mortalitätsrisiko bei Patient*innen mit Diabetes mellitus

Schleifendiuretika

29939

  • Geringe Blutdrucksenkung
  • Einsatz bevorzugt bei symptomatischen Patient*innen mit Chronischer Herzinsuffizienz und zur Ausschwemmung von Ödemen und bei Chronischer Nierenkrankheit

Hypokaliämie

Zentrale Alpha-2-Rezeptor-Agonisten

29944

  • Alpha-Methyldopa
  • Clonidin
  • Moxonidin

Wasser- und Kochsalzretention, anticholinerge Effekte (Clonidin, PIM)

Direkte Vasodilatatoren

29963, 30126

  • Reservewirkstoff Minoxidil, Dihydralazin,
    • Bevorzugt bei Dialysepatient*innen
    • Kombination wegen unerwünschter Wirkungen mit Betablocker und Diuretikum
  • engmaschiges Monitoring (Minoxidil) in der Einstellungsphase und Folge (z. B. EKG Verweis Diagnostik/Monitoring)

Tachykardie (Dihydralazin, Minoxidil),

Ödembildung (v. a. bei Minoxidil),

Haarwuchs (Minoxidil, Leidensdruck v. a. bei Frauen zu beachten)

 Evidenzbeschreibung Evidenzbeschreibung

Zur Beschreibung der Evidenz der weiteren Wirkstoffklassen wurden zehn systematische Übersichtsarbeiten herangezogen 29980, 29954, 27998, 29935, 29945, 29939, 29955, 29944, 29963, 30126. Zudem wird auf die aktuelle Version der NVL Chronische Herzinsuffizienz, der NVL COPD, der NVL Typ-2-Diabetes sowie der NVL Chronische KHK verwiesen (www.leitlinien.de). Die Angaben zu häufigen unerwünschten Wirkungen bilden in ihrer Relevanz die klinische Erfahrung ab und begründen sich zumeist in der Pharmakologie.

Die herangezogenen Übersichtsarbeiten zu den in Tabelle 19 benannten Wirkstoffklassen berichten über blutdrucksenkende Effekte (Tabelle 20).

Betablocker haben für Patient*innen mit Komorbiditäten eine Relevanz (siehe Tabelle 19), wobei in der gesetzlichen Krankenversicherung v. a. Beta-1-selektive Betarezeptorblocker verordnet werden (in 2020: 1 923 Mio. DDD; 95% des Gesamtverordnungsvolumens von Betablocker-Monopräparaten 32979). Die Verordnungshäufigkeit von Betablocker-Monopräparaten insgesamt nimmt dabei zu – am häufigsten finden sich unter ihnen die Wirkstoffe Metoprolol (851 Mio. DDD) und Bisoprolol (840 Mio. DDD) 32979. In der gesetzlichen Krankenversicherung werden Kombinationen von Betablockern mit abnehmender Verordnungshäufigkeit beschrieben (siehe auch 32979).

Zu Dihydralazin und Minoxidil wurde in der strukturierten Recherche keine direkte Evidenz ermittelt. Kandler et al. 2011 untersuchten Hydralazin gegenüber Plazebo in der Monotherapie und schlossen keine randomisierte kontrollierte Studie ein, berichteten aber u. a. über klinische Erfahrungen in der antihypertensiven Therapie bei bestimmten Patient*innengruppen (Komorbidität Herzinsuffizienz) oder schwangeren Hypertoniepatient*innen 29963. Sie weisen auf ein verstärktes Monitoring und die Beachtung potenziell relevanter Risikofaktoren hin (z. B. Reflextachykardie) 29963. Zu Minoxidil als antihypertensiven Reservewirkstoff fand ein Evidenzbericht des NICE keine randomisierte kontrollierte Studie, die den Einschlusskriterien entsprach – wobei primär kardiovaskuläre Endpunkte sowie Lebensqualität betrachtet wurden 30126.

Die Leitliniengruppe führt Minoxidil sowie Dihydralazin zur Senkung des Blutdrucks als Reservewirkstoff auf (Tabelle 20). Begründet wird dies u. a. durch langjährige klinische Erfahrungen, existierende Cross-over-Studien zu Effekten auf den Blutdruck sowie die pharmakologische Wirkung an der glatten Muskulatur, was u. a. den peripheren Gefäßwiderstand senkt (Vasodilatation). Bei Dihydralazin wird die Senkung des Gefäßwiderstands in Gehirn und Nieren hervorgehoben, wobei die Nierendurchblutung während einer Langzeitbehandlung aufrechterhalten wird. Es wird aber auf die Kombination mit weiteren Antihypertensiva, u. a. zur Verringerung von potenziellen Risiken, sowie ein verstärktes Monitoring hingewiesen.

Tabelle 20: Effekt auf den Blutdruck (weitere Wirkstoffklassen)

Wirkstoffklasse

Kommentar

systolischer Blutdruck

mittlere Blutdruckdifferenz mmHg (95% KI)

diastolischer Blutdruck

mittlere Blutdruckdifferenz mmHg (95% KI)

Aldosteronantagonisten

29954, 27998

Spironolacton vs. Plazebo 29954

Spironolacton Dosis

25-500 mg/Tag

AMSTAR-II "low"

-20,09 (-23,06 bis -16,58)

(moderates–hohes Risk of Bias)

n = 5 Studien

n = 137 Teilnehmende

-6,75 (-8,69 bis -4,08)

(moderates–hohes Risk of Bias)

n = 5 Studien

n = 137 Teilnehmende

 

Eplerenon vs. Plazebo 27998

Eplerenon Dosis

25–400 mg/Tag

AMSTAR-II "low"

-9,21 (-11,08 bis -7,34)

(moderate Aussagesicherheit der Evidenz)

n = 5 Studien

n = 1 437 Teilnehmende

-4,18 (-5,03 bis -3,33)

(moderate Aussagesicherheit der Evidenz)

n = 5 Studien

n = 1 437 Teilnehmende

Alpharezeptorblocker

29935

Alpharezeptorblocker:

Doxazosin,

Prazosin,

Terazosin

vs. Plazebo

Dosis 2–20 mg/Tag

AMSTAR-II "low"

Blutdruck zu Studienbeginn 155/101 mmHg

Gesamt: -8 mmHg

-6,42 (-10,12 bis -2,80)

-10,38 (-16,21 bis -4,56)

-6,59 (-10,22 bis -2,96)

(moderates–hohes Risk of Bias)

n = 10 Studien

n = 1 175 Teilnehmende

Gesamt: -5 mmHg

-3,53 (-4,99 bis -2,07)

-6,90 (-9,79 bis -4,01)

-4,40 (-5,95 bis -2,84)

(moderates–hohes Risk of Bias)

n = 10 Studien

n = 1 175 Teilnehmende

Betablocker

29980

Betablocker vs. Plazebo oder keine Behandlung

AMSTAR-II "moderate"

-9,51 (-10,16 bis -8,85)

(geringe bis sehr geringe Aussagesicherheit der Evidenz)

n = 5 Studien

n = 18 833 Teilnehmende

-5,64 (-6,06 bis -5,22)

(geringe bis sehr geringe Aussagesicherheit der Evidenz)

n = 5 Studien

n = 18 833 Teilnehmende

Kaliumsparende Diuretika

29945

Amilorid, Triamteren als Ergänzung zu weiteren Diuretika (Hydrochlorothiazid, Chlorthalidon)

AMSTAR-II "moderate"

Blutdruck zu Studienbeginn von 151/102 mmHg

Amilorid+HCT vs. HCT

-1,56 (- 5,97 bis 2,84)

n = 4 Studien

n = 224 Teilnehmende

 

Triamteren+Chlorthalidon vs. Chlorthalidon

-0,01 (-3,63 bis 3,61)

n = 2 Studien

n = 211 Teilnehmende

(unklares Risk of Bias für einige Domänen)

Amilorid+HCT vs. HCT

-0,67 (-3,53 bis 2,19)

n = 4 Studien

n = 224 Teilnehmende

 

Triamteren+Chlorthalidon vs. Chlorthalidon

0,20 (-2,01 bis 2,41)

n = 2 Studien

n = 211 Teilnehmende

(unklares Risk of Bias für einige Domänen)

Renin-Inhibitoren

29955

Aliskiren vs. Plazebo

Aliskiren Dosis 75-600 mg/Tag

AMSTAR-II "high"

Blutdruck zu Studienbeginn von 152–160 mmHg/90–100 mmHg

75 mg vs. Plazebo

-2,97 (-4,76 bis -1,18)

n = 5 Studien, n = 1 100 Teilnehmende

(moderate Aussagesicherheit der Evidenz)

150 mg vs. Plazebo

-5,95 (-6,85 bis -5,06)

n = 12 Studien, n = 3 786Teilnehmende

(moderate Aussagesicherheit der Evidenz)

300 mg vs. Plazebo

-7,88 (-8,94 bis -6,82)

n = 10 Studien, n = 3 009 Teilnehmende

(moderate Aussagesicherheit der Evidenz)

600 mg vs. Plazebo

-11,35 (-14,43 bis -8,27)

n = 2 Studien, n = 393 Teilnehmende

(geringe Aussagesicherheit der Evidenz)

75 mg vs. Plazebo

-2,05 (-3,13 bis -0,96)

n = 5 Studien, n = 1 100 Teilnehmende

(moderate Aussagesicherheit der Evidenz)

150 mg vs. Plazebo

-3,16 (-3,74 bis -2,58)

n = 12 Studien, n = 3 783 Teilnehmende

(moderate Aussagesicherheit der Evidenz)

300 mg vs. Plazebo

-4,49 (-5,17 bis -3,82)

n = 10 Studien, n = 3 001 Teilnehmende

(moderate Aussagesicherheit der Evidenz)

600 mg vs. Plazebo

-5,86 (-7,73 bis -3,99)

n = 2 Studien, n = 393 Teilnehmende

(geringe Aussagesicherheit der Evidenz)

Schleifendiuretika

29939

Schleifendiuretika vs. Plazebo

AMSTAR-II "moderate"

Blutdruck zu Studienbeginn von 162/103 mmHg

-7,9 (-10,4 bis -5,4)

(geringe Aussagesicherheit der Evidenz)

n = 9 Studien

n = 460 Teilnehmende

-4,4 (-5,9 bis -2,8)

(geringe Aussagesicherheit der Evidenz)

n = 9 Studien

n = 460 Teilnehmende

Zentrale Alpha-2-Rezeptor-Agonisten

29944

Alpha-Methyldopa vs. Plazebo

Alpha-Methyldopa Dosis 500-2.250 mg/Tag

AMSTAR-II "low"

-21,88 (-41,14 bis -2,63)

(moderates Risk of Bias)

n = 7 Studien

n = 231 Teilnehmende

-8,53 (-12,21 bis -4,84)

(moderates Risk of Bias)

n = 7 Studien

n = 231 Patient*innen

Direkte Vasodilatatoren

29963, 30126

Dihydralazin, Minoxidil

-

(s. Hintergrundtext)

-

(s. Hintergrundtext)

7.3 Medikamentöse Therapie der therapieresistenten Hypertonie

Definition

7-7 | e | neu 2023

Die therapieresistente primäre Hypertonie wird definiert als das Nichterreichen des Zielblutdrucks trotz tolerierter maximaler Dosierung von drei Antihypertensiva (vorzugsweise RAS-Blocker, Kalziumkanalblocker, thiazidartiges Diuretikum; siehe Abbildung 5).

RationaleRationale

Die Leitliniengruppe einigt sich auf die Definition der therapieresistenten Hypertonie und stützt sich dabei auf die systematisch recherchierten Therapiestudien.

 Evidenzgrundlage Evidenzbasis

Die Definition beruht auf der Definition aus den systematisch recherchierten Therapiestudien und den Begründungen der ESC/ESH Guidelines 29779 sowie der klinischen Erfahrung der Leitliniengruppe.

 Überlegungen Erwägungen, die die Empfehlung begründen

Wird der Zielblutdruck nicht erreicht, kann dies unterschiedliche Gründe haben. Vor der Anpassung oder der Erweiterung der Therapie sieht die Leitliniengruppe einen Ausschluss einer Pseudohypertonie (z. B. durch Weißkittelhypertonie, blutdrucksteigernde Begleitmedikation) und der sekundären Hypertonie als relevant an (siehe Kapitel 3.2 Sekundäre Hypertonie), deren Behandlung an dieser Stelle nicht detailliert beschrieben wird. Dies dient insbesondere dazu, eine unnötige Intensivierung der antihypertensiven Basistherapie zu vermeiden, wenn andere, kausale Maßnahmen zur Blutdrucksenkung beitragen können. Wird eine therapieresistente Hypertonie bestätigt, werden die Empfehlungen zur medikamentösen Therapie im Algorithmus medikamentöse Therapie (Abbildung 5) gegeben. Diese basieren auf der Tabelle 19 sowie der dazugehörigen Evidenz unter der Evidenzbeschreibung.

 Patientenblatt Patientenmaterialien
  • Patientenblatt "Was tun, wenn die Medikamente nicht wirken?"

(siehe Patientenblätter)

7.4 Patient*innen mit arterieller Hypertonie und Kinderwunsch

7.4.1 Vorbemerkungen

Die Leitliniengruppe verweist in Bezug auf die Diagnostik sowie das Monitoring auf die bestehenden und abgestimmten Empfehlungen der NVL Hypertonie. Insbesondere wird die Empfehlung 3-6 zu sekundären Ursachen einer Hypertonie im Kapitel 3.2 Sekundäre Hypertonie hervorgehoben und auf ein Versorgungsproblem bei Frauen im Alter unter 40 Jahren hingewiesen.

Dieses Kapitel beschreibt die medikamentöse antihypertensive Therapie bei Patient*innen mit arterieller Hypertonie und Kinderwunsch beziehungsweise bei unklarer Schwangerschaft (erster Trimenon). Für Bluthochdruckformen, die direkten Bezug zur Schwangerschaft haben, wird u. a. auf die S2k-Leitlinie "Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen" (Register-Nr. 015-018, www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-018.html) verwiesen.

Auch die Wirkstoffwahl nach der Geburt wird durch das Kapitel adressiert, insbesondere bei Stillwunsch.

Die Empfehlungen in der NVL Hypertonie wurden in Zusammenarbeit mit den Autor*innen der S2k-Leitlinie "Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen" (Register-Nr. 015-018, www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-018.html) sowie Expert*innen des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Charité Berlin (Embryotox, www.embryotox.de) erarbeitet.

Ziel ist, Frauen mit Kinderwunsch bzw. Frauen, die potenziell schwanger werden können, eine antihypertensive, medikamentöse Therapie anzubieten, die mit den Therapieempfehlungen in sowie nach der Schwangerschaft kompatibel ist. Gleichwohl handelt es sich bei der Zielpopulation um Frauen, für die prinzipiell die Therapieprinzipien und Empfehlungen der NVL Hypertonie gelten. Auch in Schwangerschaft und Stillzeit ist eine adäquate Therapie einer arteriellen Hypertonie von Bedeutung, da schwere Verläufe in der Schwangerschaft damit vermieden werden können. Neben der nichtmedikamentösen Therapie ist auch die medikamentöse Therapie von Relevanz.

Statement

7-8 | e | neu 2023

Kinderwunsch, mögliche bzw. bestehende Schwangerschaft oder Geburt eines Kindes sowie Stillzeit allein begründen kein Abweichen von den individuell vereinbarten Therapiezielen gemäß Empfehlung 5-2.

RationaleRationale

Die Expert*innengruppe schätzt die Evidenz als moderat ein, dass Frauen mit Kinderwunsch und unerkannter Schwangerschaft von den in Empfehlung 5-2 definierten Therapiezielen profitieren, wobei sie einen Vorteil für eine Einstellung < 140/90 mmHg sieht. Da weitere individuelle Faktoren die Wahl des Therapieziels beeinflussen können, verweist die Leitliniengruppe auf die in Empfehlung 5-2 abgebildeten Prinzipien zur Wahl des Blutdruckzielwertes. Die Leitliniengruppe nimmt als Versorgungsproblem wahr, dass in der Nachsorgezeit (nach Entbindung), insbesondere in der Stillzeit, häufiger höhere Zielwerte akzeptiert würden.

 Evidenzgrundlage Evidenzbasis

Das Statement beruht auf den systematischen Recherchen zu Empfehlung 5-2 sowie auf einer nach Ende des Recherchezeitraums erschienen Studie (Handsuche) zu Blutdruckzielwerten in der Schwangerschaft 32779.

 Evidenzbeschreibung Evidenzbeschreibung

Zu den Blutdruckzielwerten siehe Evidenzbeschreibung zu Empfehlung 5-2.

Zur Frage des optimalen Blutdruckzielwertes in der Schwangerschaft wurde eine randomisierte kontrollierte Studie eingebracht, die nach Ende des Recherchezeitraums erschienen war 32779. Dort zeigte sich ein Vorteil für einen Zielblutdruckwert von < 140/90 mmHg vs. < 160/105 mmHg für die Endpunkte Präeklampsie (n = 272 (23,3%) vs. n = 336 (29,1%); aRRi 0,80 (95% KI 0,70; 0,92); n = 1 RCT n = 2 408 Patient*innen) und Frühgeburt (n = 143 (12,2%) vs. n = 193 (16,7%); aRRi 0,73 (95% KI 0,60; 0,89); n = 1 RCT n = 2 408 Patient*innen) bei jeweils moderater Aussagesicherheit der Evidenz.

 Überlegungen Erwägungen, die die Empfehlung begründen

Insbesondere die Autor*innen der S2k-Leitlinie "Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen" (AWMF-Register-Nr. 015-018, www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-018.html) weisen darauf hin, dass die unzureichende präkonzeptionelle Einstellung der Hypertonie ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung von Schwangerschaftskomplikationen ist.

Auch nach der Entbindung gelten die individuell vereinbarten Therapieziele; es gibt auch durch die Stillzeit keinen Anlass, von diesen Zielen abzuweichen (vgl. auch S2k-Leitlinie "Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen" (AWMF-Register-Nr. 015-018, www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-018.html). 

Die Leitliniengruppe weist auf geeignete/validierte Messgeräte und entsprechende Analogwerte hin, die insbesondere bei Neuanschaffung von Relevanz sind, da nur wenige Geräte eine Validierung für die Schwangerschaft aufweisen. Informationen finden sich unter anderem bei der Deutschen Hochdruckliga (www.hochdruckliga.de/betroffene/blutdruckmessgeraete).

Empfehlung

7-9 | e | neu 2023

Frauen im gebärfähigen Alter sollen für die medikamentöse, antihypertensive Therapie bei Kinderwunsch Wirkstoffe nach Tabelle 21 angeboten werden.

Starke Empfehlung

Tabelle 21: Wirkstoffe der Wahl bei arterieller Hypertonie und Kinderwunsch

Wirkstoff

Vorteile

Nachteile

Nifedipin
(Kalziumkanalblocker)

  • Nifedipin gehört zum Kreis der Wirkstoffe erster Wahl zur Behandlung der Hypertonie ohne weitere Komorbidität
  • günstiges Nebenwirkungsprofil
  • retardierte Darreichungsformen einsetzen
  • Einsatz in der Stillzeit möglich
  • kaum publizierte Daten zur Anwendung im 1. Trimenon

Metoprolol
(Betablocker)

  • breiter untersucht im ersten Trimenon
  • eine bestehende Therapie mit Betablockern kann auf Metoprolol um-/eingestellt werden
  • Einsatz in der Stillzeit möglich
  • Hinweis: Wirksamkeit und Sicherheit bei Labetalol aus klinischen Studien besser belegt, aber in Deutschland nicht zugelassen
  • u. a. erhöhtes Risiko fetaler Wachstumsrestriktionen

Alpha-Methyldopa (zentraler Alpha-2-Rezeptor-Agonist)

  • eines der ältesten Antihypertensiva mit guter Verträglichkeit in der Schwangerschaft (langjährige Erfahrung)
  • Einsatz in der Stillzeit möglich (bei längerfristig notwendiger Therapie Umstellung auf ein wirksameres Antihypertensivum)
  • geringe Datenlage zur Anwendung im 1. Trimenon
RationaleRationale

Ziel ist, Frauen mit Kinderwunsch oder unerkannter Schwangerschaft eine medikamentöse Therapie anzubieten, die in der Schwangerschaft fortgeführt werden kann.

Die Leitliniengruppe schätzt die Aussagesicherheit der Evidenz moderat ein, dass eine antihypertensive medikamentöse Therapie mit Nifedipin und Metoprolol im Vergleich zu Alpha-Methyldopa in der Schwangerschaft schwere Hypertonien reduziert.

Auf Basis der verfügbaren Daten zum Nutzen und Schadenspotential können alle drei Wirkstoffe in der Schwangerschaft gegeben werden, wobei für Alpha-Methyldopa die längste Erfahrung besteht.

Um die individuell angemessene Wahl eines Wirkstoffs zu ermöglichen, listet Tabelle 21 die Wirkstoffe mit Vor- und Nachteilen auf. Prinzipiell bleibt zu beachten, dass mit Nifidepin ein Wirkstoff zur Verfügung steht, der auch im Rahmen der Basistherapie für Nichtschwangere empfohlen wird. Ist eine starke Blutdrucksenkung erforderlich, ist auch eine Kombination der Wirkstoffe möglich.

Insbesondere die moderate Evidenz für den Vorteil einer antihypertensiven Therapie einerseits und die Schadenserwägungen andererseits begründen die Auswahl der Medikamente und den starken Empfehlungsgrad.

 Evidenzgrundlage Evidenzbasis

Die Empfehlung beruht auf zwei systematischen Übersichtsarbeiten der Recherche 29972, 32159 sowie der langjährigen klinischen Erfahrung der Leitliniengruppe und den Auswertungen des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin (Embryotox) zur Sicherheit in der Schwangerschaft.

 Evidenzbeschreibung Evidenzbeschreibung

Nifedipin und Labetalol/Metoprolol sind Alpha-Methyldopa in der Schwangerschaft überlegen bei der Verhinderung schwerer Hypertonien (RR 0,70; (95% KI 0,56; 0,88); n = 11 RCT, n = 638, Aussagesicherheit der Evidenz über alle Wirkstoffgruppen moderat) 29972.

 Überlegungen Erwägungen, die die Empfehlung begründen

Durch eine antihypertensive Therapie werden Episoden von schweren Hypertonien in der Schwangerschaft reduziert (RR 0,49 (95% KI 0,40; 0,60); n = 20 Studien, n = 2 558 Patient*innen; moderate Aussagesicherheit der Evidenz) 29972

Die längste Erfahrung bezüglich einer Anwendung in der Schwangerschaft besteht bei Alpha-Methyldopa, allerdings kaum im 1. Timenon.

Die Datenlage zur Anwendung im 1. Trimenon ist bei den drei Arzneistoffen der Tabelle 21 sehr unterschiedlich und bei Metoprolol mit Abstand am höchsten/besten. Die publizierten Erfahrungen mit Metoprolol liegen bei weit mehr als 5 000 Schwangerschaften, mit Alpha-Methyldopa bei 300 bis 600 Schwangerschaften sowie einer langen Anwendungserfahrung bzw. Verfügbarkeit auf dem Arzneimittelmarkt. Mit Nifedipin bestehen Erfahrungen mit weniger als 150 nachverfolgten/publizierten Schwangerschaften im 1. Trimenon aus drei Studien.

Die publizierten Daten zur Antihypertensivaanwendung in der Schwangerschaft finden indirekt Anwendung zur Einschätzung der medikamentösen Therapie bei Kinderwunsch. Ergänzende Daten aus Beobachtungsstudien und Registerstudien helfen bei der individuellen Entscheidungsfindung in der Schwangerschaft (www.embryotox.de).

 Informationen Weiterführende Informationen: Vorbestehende Therapie

Die Leitliniengruppe weist darauf hin, dass Therapieentscheidungen bei Kinderwunsch individuell getroffen werden und bestehende präkonzeptionelle Therapien bspw. mit einer 3-fach Kombination inklusive Hydrochlorothiazid nach der NVL Hypertonie (Empfehlung 7-1) bei schwerer Hypertonie unter engem Monitoring unter Abwägung der Vor- und Nachteile beibehalten werden können (siehe auch Empfehlung 7-2). Die Leitliniengruppe empfiehlt, niedrig dosiertes Hydrochlorothiazid bei eingestellten Patient*innen mit Kinderwunsch nicht unkritisch abzusetzen. Eine Anpassung der Therapie in der Schwangerschaft erfolgt ebenso individuell unter Beachtung der Kontraindikationen (www.embryotox.de).

 Patientenblatt Patientenmaterialien
  • Patientenblatt "Was mache ich bei Kinderwunsch und möglicher Schwangerschaft?"

(siehe Patientenblätter)

Empfehlung

7-10 | k | neu 2023

Die vereinbarte antihypertensive Medikation soll trotz Kinderwunsch nicht ohne ärztliche Absprache abgesetzt oder herunterdosiert werden.

Starke Negativ-Empfehlung

RationaleRationale

Die Empfehlung beruht auf einem Expert*innenkonsens sowie indirekt auf den Wirksamkeitsnachweisen der empfohlenen Wirkstoffe zur antihypertensiven Therapie. Die Leitliniengruppe nimmt als Versorgungsproblem wahr, dass Patientinnen bei Kinderwunsch ihre Medikation eigenmächtig absetzen.

Für den optimalen Therapieerfolg ist die regelmäßige Einnahme der verordneten Medikamente in der vereinbarten Dosis grundlegend. Änderungen im Therapieregime bedürfen der ärztlichen Evaluation und Prüfung. Erfahrungsgemäß ist insbesondere die optimale präkonzeptionelle Blutdruckeinstellung von prognostischer Relevanz für den Schwangerschaftsverlauf. Das eigenmächtige Ändern oder Absetzen der antihypertensiven Medikation kann diese Einstellung negativ beeinflussen. Insbesondere unter dem Aspekt der Patientensicherheit spricht die Leitliniengruppe konsensbasiert eine starke Empfehlung aus.

 Informationen Weiterführende Informationen: Risikoeinschätzung

Risikoeinschätzung der antihypertensiven Therapie in der Schwangerschaft

Zur Risikoeinschätzung der medikamentösen Therapie der Hypertonie in der Schwangerschaft wird auf das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin www.embryotox.de verwiesen. Hier werden neben Studiendaten auch Pharmakovigilanzdaten analysiert. Neben randomisierten kontrollierten Studien zur Wirksamkeit sind größere Beobachtungsstudien sowie Registerstudien besonders für schwangere Patient*innen von Relevanz für die Beurteilung der Sicherheit. Hinzuweisen ist insbesondere darauf, dass RAS Inhibitoren fetotoxisch sind und nach Rücksprache mit dem Arzt/der Ärztin spätestens bei Feststellung der Schwangerschaft umgestellt werden sollten (S2k-Leitlinie "Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen", Register-Nr. 015-018, www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-018.html, Embryotox, www.embryotox.de).

Patienteninformation

Ergänzend verweist die Leitliniengruppe auf ein Patienteninformationsblatt zur Arzneimitteltherapiesicherheit in der Schwangerschaft (www.akdae.de/fileadmin/user_upload/akdae/AMTS/Aktionsplan/Aktionsplan-2021-2024/docs/M02-Patienteninformationen.pdf).

7.5 Hypertensive Entgleisung/hypertensiver Notfall

Bitte beachten Sie bei den medikamentösen Therapieoptionen die Hinweise unter 7.1 Hinweis zum Off-Label-Use.

Abbildung 6: Hypertensive Entgleisung/Hypertensiver Notfall

Empfehlung

7-11 | k | neu 2023

Bei einer "hypertensiven Entgleisung", d. h. RR > 180/110mmHg ohne akute Begleitsymptome sollte eine Kontrollmessung nach etwa 30 min Abwarten in einer Ruhesituation erfolgen.

Empfehlung

7-12 | k | neu 2023

Bei einer "hypertensiven Entgleisung", d. h. RR > 180/110mmHg ohne akute Begleitsymptome sollte eine moderate Blutdrucksenkung (Anpassung der oralen Medikation gemäß Algorithmus zur medikamentösen Therapie (Abbildung 5)) bei Persistenz nach 30 min Ruhe erfolgen.

Empfehlung

7-13 | k | neu 2023

Bei einer "hypertensiven Entgleisung", d. h. ohne Hinweis auf einen hypertensiven Notfall sollten kurzwirksame/sublinguale Medikamente vermieden werden.

Negative Empfehlung

7-14 | k | neu 2023

Bei einem hypertensiven Notfall, d. h. akuter starker Blutdruckanstieg, oft mit RR > 180/110 mmHg und akuten Begleitsymptomen (z. B. Ruhedyspnoe, V. a. Schlaganfall, ACS, Aortendissektion, Lungenödem, rasch progrediente oder neu aufgetretene Nierenkrankheit, akute schwere Blutung o. ä.) soll eine umgehende Krankenhauseinweisung erfolgen (siehe auch Tabelle 22).

Starke Empfehlung

Tabelle 22: Ausgewählte Notfallmedikamente

Wirkstoff

Initial*

Erhaltung*

Kontraindikationen (beispielhaft)

auch ambulant eingesetzt

Glyceroltrinitrat

(sublingual)

0,5–1 mg/h

 

maximal 8–10 mg/h

erhöhter intrakranieller Druck

Phosphodiesterasehemmer-Anwendung

Urapidil

(intravenös)

12,5 mg
(– max. 50 mg) initial

5–40 mg/h

Aortenisthmusstenose, arteriovenöser Shunt

besondere Vorsicht bei Herzinsuffizienz, die durch mechanische Funktionsbehinderung bedingt ist (Mitralstenose, Aortenklappenstenose), bei Lungenembolie und bei Perikarderkrankungen.

Amlodipin

(peroral)

5–10 mg

5–10 mg

instabile Angina pectoris, akuter Myokardinfarkt und schwere Leberfunktionsstörung

Clonidin

(oral, subkutan, intramuskulär oder intravenös)

0,075 mg

0,075 mg pro 12 Stunden

instabile Angina pectoris, akuter Myokardinfarkt, Sinusknotensyndrom, Bradykardie, AV-Block II. und III. Grades, fortgeschrittene arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)

Furosemid

(peroral, intravenös)

z. B. 20–40 mg

 

neben weiteren therapeutischen Maßnahmen

Wirkdauer bei chronischer Nierenkrankheit bis zu 24 Stunden

Dosierung/-intervall richten sich u. a. nach den Begleitumständen (z. B. Ödeme)

eher stationär eingesetzt

Enalaprilat

(intravenös)

Initial 1,25 mg (über 5 Minuten)

Dosiserhöhung bis auf 5 mg/6 Stunden

Schwangerschaft

Myokardinfarkt

Bilaterale Nierenarterienstenose

Esmolol

(intravenös)

Loading dose 500–1000 mcg/kg/min (über 1 Minute)

50–300 mcg/kg/min

bereits bestehende Betablockertherapie

Bradykardie

(dekompensierte) Herzinsuffizienz

Nitroprussidnatrium

(intravenös)

0,3–0,5 mcg/kg/min

Steigerung um 0,5 cg/kg/min

cave: intraarterielle oder engmaschige Blutdruckmessung empfohlen

*nach ACC/AHA Leitlinie 31799, u. a. abhängig von Indikation moderat oder schnell auf Zielblutdruck zu senken

RationaleRationale

Die Leitliniengruppe einigt sich konsensbasiert und unter Berücksichtigung internationaler Diskussionen und Leitlinien auf die Definition der hypertensiven Entgleisung als Abgrenzung zum hypertensiven Notfall (Abbildung 6, siehe auch Kapitel 1.1 Definitionen) und zeigt Handlungsoptionen für beide Fälle auf (Empfehlungen 7-11 bis 7-14 sowie Tabelle 22). Dabei beruhen die Empfehlungen 7-11 bis 7-13 auf den Erfahrungen der Leitliniengruppe und beschreiben gute klinische Praxis. Aus der fehlenden Evidenz einerseits und der Dringlichkeit zu handeln andererseits ergibt sich der abgeschwächte Empfehlungsgrad. Die Empfehlung 7-14 beruht auf dem Prinzip der Schadensvermeidung. Der starke Empfehlungsgrad leitet sich insbesondere aus der Handlungsdringlichkeit ab. Aus einem Notfall ergibt sich nach Einschätzung der Leitliniengruppe dringlicher stationärer Handlungsbedarf, während eine Entgleisung zwar ein ernstzunehmendes und therapiebedürftiges, aber kein notfallmäßiges Ereignis darstellt.

Ziel ist, den rechtzeitigen Übergang in die stationäre Versorgung für den Notfall zu gewährleisten und den Handlungsbedarf bei einer Entgleisung davon abzugrenzen. Die in der Tabelle empfohlenen Wirkstoffe beruhen auf der klinischen Erfahrung der Leitliniengruppe. Unterstützend wurden eine systematischen Übersichtsarbeit 29979 sowie die Begründungen internationaler Leitlinien 29779, 31799 herangezogen. Eine direkte Übertragung der Ergebnisse aus der systematischen Übersichtsarbeit ist auf Grund von Limitationen fraglich – beispielweise wegen unterschiedlicher klinischer Settings, zudem ist die Aussagekraft durch fehlende Präzision und geringe Beobachtungsdauer eingeschränkt 29979. Die in der Tabelle aufgeführten Medikamente können im Fall eines Notfalls dazu dienen, die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztteams zu überbrücken.

 Evidenzgrundlage Evidenzbasis

Die Definition, die Empfehlungen sowie die medikamentösen Handlungsoptionen stellen einen Expert*innenkonsens dar und beruhen auf der klinischen Erfahrung der Leitliniengruppe. Unterstützend wurden die Vorüberlegungen bzw. Einschlusskriterien aus einer systematischen Übersichtsarbeit 29979 sowie die Begründungen internationaler Leitlinien 29779, 31799 herangezogen.

 Überlegungen Erwägungen, die die Empfehlung begründen

Für die Blutdruckmessung verweist die Leitliniengruppe auf Tabelle 4, wobei eine Bestätigungsmessung sinnvoll erscheint; bei einer hypertensiven Entgleisung ggf. auch in der Dreifachmessung. Beim hypertensiven Notfall können möglicherweise auch geringere Blutdruckwerte als die in der Abbildung benannten einen Handlungsbedarf bedingen, beispielsweise bei Verdacht auf Präeklampsie. Auch weitere potenzielle Endorganschäden können von Relevanz sein, insbesondere ein Aortenaneurysma sowie eine Retinopathie. Der Algorithmus dient als praktische Orientierungshilfe für die Versorgung.

Handlungsoptionen bei hypertensiver Entgleisung beschreibt die Leitliniengruppe in den Empfehlungen 7-11 bis 7-14, wobei bei der Beurteilung der Handlungsdringlichkeit und des weiteren Vorgehens die individuelle Situation der Betroffenen zu berücksichtigen ist (u. a. Angstsymptomatik, Schmerzen). Prinzipiell gilt auch bei einer hypertensiven Entgleisung der Algorithmus zur medikamentösen Therapie (Abbildung 5). Dosierungen und Dosierintervalle sowie die Dauer der medikamentösen Therapie richten sich dabei nach dem Bedarf der Betroffenen, der Vortherapie, dem Ansprechen auf die Wirkstoffe sowie möglichen Begleitumständen. Eine Überprüfung und ggf. Anpassung der Dauertherapie nach der Akutsituation erscheint sinnvoll. Erscheint eine akute, moderate Blutdrucksenkung sinnvoll, so stellt die Gabe von schnellwirksamem Glyceroltrinitrat zusammen mit dem stark verzögert wirkenden Amlodipin nach Erfahrung der Leitliniengruppe eine praktikable Behandlungsmöglichkeit dar.

Ein hypertensiver Notfall benötigt eine schnellstmögliche, aber schonende blutdrucksenkende Behandlung, um akute Endorganschäden zu vermeiden bzw. eine Verschlechterung zu verhindern (z. B. an Herz, Gehirn, Nieren). Zumeist wird eine intravenöse antihypertensive Behandlung neben weiteren notfall- bzw. intensivmedizinischen Maßnahmen notwendig; ebenso eine intensive Beobachtung bzw. ein Monitoring.

Die in Tabelle 22 aufgeführten Wirkstoffe werden als medikamentöse Therapieoptionen durch die Leitliniengruppe benannt. Sie richten sich nach den aktuell im deutschen Versorgungskontext verfügbaren Wirkstoffen und stellen Erfahrungswerte dar. Die in der Recherche identifizierte Evidenz ist wegen der unten genannten Limitationen nach Einschätzung der Leitliniengruppe nur bedingt nutzbar.

Eine systematische Übersichtsarbeit untersuchte zur schnellen Blutdrucksenkung Nitroprussid sowie weitere antihypertensive Wirkstoffklassen zum Einsatz in einer hypertensiven Notfallsituation (Nitrate (n = 9 Studien), ACE-Hemmer (n = 7 Studien), Kalziumkanalblocker (n = 6 Studien), Alpharezeptorblocker (n = 4 Studien), Diuretika (n = 3 Studien), direkte Vasodilatatoren (Diazoxid, Hydralazin, (n = 2 Studien), Dopaminrezeptoragonisten (n  =  1 Studie), Betablocker (n = 0 Studien)) 29979. Die Notfallsituation bedingt Limitationen für klinische Studien, weshalb die Ergebnisse der systematischen Übersichtsarbeit unter Berücksichtigung z. B. der kleinen Studiengröße (größte Studie mit n = 133 Patient*innen) bzw. der Beobachtungsdauer (längste Studiendauer zehn Tage) vorsichtig zu interpretieren sind.

 Patientenblatt Patientenmaterialien
  • Patientenblatt "Was tun, wenn der Blutdruck plötzlich viel zu hoch ist?"

(siehe Patientenblätter)

7.6 Potenziell relevante Arzneimittelwechselwirkungen im Bereich Bluthochdruck

Empfehlung

7-15 | k | neu 2023

Bei Polymedikation sollte eine Medikationsanalyse durchgeführt und in die Therapieplanung einbezogen werden, gegebenfalls interprofessionell.

Empfehlung

RationaleRationale

Die Leitliniengruppe spricht konsensbasiert eine abgeschwächte Empfehlung zur Medikationsanalyse aus. Prinzipiell erachtet die Leitliniengruppe eine Medikationsanalyse bei Polymedikation als wichtiges Instrument zur Stärkung der Arzneimitteltherapiesicherheit und zur Vermeidung von schädlichen Wechselwirkungen sowie zur Steigerung der Effektivität der Arzneimitteltherapie. Der Empfehlungsgrad begründet sich u. a. darin, dass eine interprofessionelle Medikationsanalyse unter Einbeziehung der pharmazeutischen Expertise zwar hilfreich, aber nicht immer umsetzbar erscheint.

 Evidenzgrundlage Evidenzbasis

Die Empfehlung stellt einen Expert*innenkonsens dar und beschreibt gute klinische Praxis. Auf eine systematische Recherche wurde verzichtet, weil sie nicht auf Wirksamkeitsannahmen beruht, sondern ihr übergeordnete Sicherheitsüberlegungen zugrunde liegen. Die zitierte Literatur entstammt einem strukturierten Prozess und wurde durch Mitglieder der Leitliniengruppe eingebracht.

 Überlegungen Erwägungen, die die Empfehlung begründen

Eine Medikationsanalyse, bspw. die pharmazeutische Dienstleistung Erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation, beinhaltet neben der Arzneimittelerfassung eine pharmazeutische Arzneimitteltherapiesicherheits-Prüfung auf arzneimittelbezogene Probleme (ABP). Diese werden bewertet und soweit wie möglich gelöst (ggf. mit Rücksprache mit den behandelnden Ärzt*innen).

Ein ABP sind dabei Interaktionen. Es gibt unterschiedliche Interaktionen bei Polymedikation, die aber nicht immer von Relevanz für die jeweils Betroffenen sind. Interaktionen werden unter anderem als Gründe für Krankenhauseinweisungen angeführt, die vermeidbar sind.

Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Arzneistoffen können pharmakodynamischer oder pharmakokinetischer Natur sein. Bei der Metabolisierung sind Interaktionen meistens durch Cytochrom P450 (CYP), P-Glykoprotein (P-gp, Efflux Transporter) oder Organo-Anion-Transporter (OATP, Influx-Transporter) vermittelt. Wechselwirkungen äußern sich z. B. in einer Verlängerung der QTc-Zeit, einer Änderung des Kaliumspiegels oder in einer synergistischen Senkung des glomerulären Perfusionsdrucks.

Bei den CYP und OATP Interaktionen sind die interindividuellen Unterschiede groß, so dass eine Genotypisierung prinzipiell sinnvoll scheint 31368, 31369, 31370. Übersichtsarbeiten von Oliveira-Paula et al. 2019 und Rysz et al. 2020 beschäftigen sich mit der vorhandenen Evidenz zur Pharmakogenomik bei Hypertonie sowohl bei der Metabolisierung, als auch beim pharmakodynamischen Effekt und somit dem zu erwartenden Ansprechen auf die Therapie 31372, 31371. Ein polygenetischer Hintergrund und eine inkonsistente Studienlage unterstützen eine Translation der Ergebnisse zu einer personalisierten medikamentösen Blutdrucktherapie gegenwärtig allerdings noch nicht.

Interaktionen sind gut erforscht und bei Polymedikation häufig, aber nicht immer relevant. Die Bedeutung der Interaktionen steigt spätestens dann, wenn mehr als zwei Wirkstoffe auf einen Parameter oder auf ein Organ einwirken 31374. Dies können auch Wirkstoffe der Selbstmedikation sein (z. B. Nichtsteroidale Antirheumatika bzw. Antiphlogistika – NSAR).

Dieses Unterkapitel fokussiert auf häufigen Wechselwirkungen im Bereich der Medikation mit Antihypertensiva, wobei diese beispielhaft benannt sind (Tabelle 23). Eine vollumfängliche Nennung im Kapitel erscheint nicht sinnvoll/möglich und hängt von weiteren Faktoren ab (z. B. Komorbidität und damit unterschiedlicher Ko-Medikation). Zudem wird die entsprechende Fachexpertise zur Einschätzung der Relevanz sowie der patient*innenindividuellen Faktoren als wichtig erachtet.

Ein interprofessioneller Austausch im Rahmen einer Medikationsanalyse durch Ärzt*innen und Apotheker*innen sowie die Einbindung weiterer Gesundheitsberufe kann dabei hilfreich sein, wird aber nicht immer notwendig (s. a. Kapitel 5 Partizipative Entscheidungsfindung und Therapieplanung; Hausärztliche Leitlinie: Multimedikation – Registernummer 053-043 (www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/053-043.html); Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland (AMTS) (www.akdae.de/AMTS/Aktionsplan/Aktionsplan-2021-2024/index.html)). Weitere Beweggründe für eine Medikationsanalyse werden auch durch Fragestellungen im Kapitel 5.4 Adhärenz sichtbar (vgl. auch Empfehlung 9-4).

 Informationen Weiterführende Informationen: Pharmazeutische Dienstleistungen

Arbeitshilfen und Informationen zur pharmazeutischen Dienstleistung Erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation stellt der Deutsche Apothekerverband e. V. bereit: www.abda.de/pharmazeutische-dienstleistungen/erweiterte-medikationsberatung-bei-polymedikation.

 Tabelle Tabelle 23: Auswahl potenziell relevanter Arzneimittelwechselwirkungen mit Antihypertonika

Tabelle 23: Auswahl potenziell relevanter Arzneimittelwechselwirkungen mit Antihypertonika

Blutdrucksenker

Interagierendes Substrat

Interaktion

Maßnahme

Literatur

Interaktionen, die sich auf den Kaliumspiegel auswirken

ACE-Hemmer, Sartane

Diuretika, Aldosteron-Antagonisten, Renininhibitoren

Kaliumspiegel

Monitoring des Kaliumspiegels

Eschmann et al. 31381

Interaktionen, die sich auf die Nierenfunktion auswirken

ACE-Hemmer, Sartane

Diuretika

verminderter renaler Perfusionsdruck

Monitoring der glomerulären Filtrationsrate

Loboz et al. 31382

Aliskiren

ACE-Hemmer, Sartane

verminderter renaler Perfusionsdruck

Kombination kontraindiziert

Parving et al. 31383

Pharmakologische Interaktion

Clonidin

Betablocker

Blockade kompensatorischer Mechanismen

Bei Absetzen von Clonidin zuvor Betablocker ausschleichen

Carpenter et al. 31378

Nitrate

Phosphodiesterase-5 Hemmer

Synergistische Vasodilatation

Kombination kontraindiziert

Webb et al. 31380

Interaktionen durch veränderte Metabolisierung

Amlodipin

Simvastatin

CYP 3A4

Simvastatin max. 20 mg/d oder Wechsel auf Rosuvastatin mit Dosierung nach LDL-C Ziel

Carpenter et al. 31378

Diltiazem

Simvastatin

CYP 3A4

Simvastatin max. 10 mg/d

Diltiazem max. 240 mg/d

oder Wechsel auf Rosuvastatin mit Dosierung nach LDL-C Ziel

Carpenter et al. 31378

Diltiazem

Atorvastatin

CYP 3A4

Monitoring Myotoxizität oder Wechsel auf Rosuvastatin mit Dosierung nach LDL-C Ziel

Carpenter et al. 31378

Diltiazem

Colchicin

CYP 3A4

Erhöhte Colchicin-Toxizität

Fravel et al. 31379

Verapamil

Simvastatin

CYP 3A4

Simvastatin max. 10 mg/d oder Wechsel auf Rosuvastatin mit Dosierung nach LDL-C Ziel

Carpenter et al. 31378

Verapamil

Atorvastatin

CYP 3A4

Monitoring der Myotoxizität oder Wechsel auf Rosuvastatin mit Dosierung nach LDL-C Ziel

Carpenter et al. 31378

Verapamil

Digoxin

P-gp

Erhöhte Digoxin-Toxizität

Fravel et al. 31379

Verapamil

Dabigatran,

Rivaroxaban

CYP 3A4

Erhöhtes Blutungsrisiko

Fravel et al. 31379

Verapamil

Colchicin

CYP 3A4

Erhöhte Colchicin-Toxizität

Fravel et al. 31379

Carvedilol

Digoxin

P-gp

Erhöhte Digoxin-Toxizität

Fravel et al. 31379

Die Tabelle wurde konsensbasiert erarbeitet und beruht auf klinischer und pharmazeutischer Expertise.

NVL Hypertonie, Version 1.0, 2023

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